Interview: Der Notfall wird im Schwimmbad trainiert
Der Luftfahrtexperte Jürgen Heermann, Ex-Flugingenieur bei der Lufthansa, zu Notwasserung und Vogelschlag.
Herr Heermann, wie gefährlich ist eine Notwasserung?
Heermann: Es hängt ganz davon ab, wie ruhig die Wasseroberfläche ist. Grundsätzlich gilt: Bei hoher Geschwindigkeit ist das Wasser sehr hart. Wie hart Wasser sein kann, merkt man schon, wenn man im Schwimmbad mit der ganzen Körperfläche aufs Wasser fällt. Ein Flugzeug hat immerhin eine Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern oder mehr. Bisher hat sich leider immer wieder gezeigt, dass eine Notwasserung nur selten glimpflich ausgeht.
Heermann: Die Cockpit-Crew wird im Simulator vorbereitet. Aber auch die Kabinen-Besatzung muss funktionieren. Die Flugbegleiter sind ebenfalls für solche Situationen gründlich ausgebildet. Dafür wird sogar in großen Schwimmbädern geübt.
Heermann: Er muss mit dem Flugzeug so waagerecht wie möglich zur Wasseroberfläche aufsetzen. Der Airbus-Pilot von New York wird jedenfalls zu Recht gelobt.
Heermann: Kurz vor der Notwasserung gibt es eine Durchsage aus dem Cockpit, in der das bevorstehende Aufsetzen angekündigt wird. Wann immer ein Flugzeug über Wasser startet, muss vorher eine Schwimmwesten-Einweisung gegeben werden. Das sollte auch jeder Passagier ernst nehmen.
Heermann: Bei allen gängigen Passagierflugzeugen ist sichergestellt, dass eindringendes Wasser nicht sofort die Passagierkabine erreicht und das Flugzeug zu schnell sinken lassen würde. So gibt es in Lüftungsschlitzen aufschwimmende Kunststoffbälle, die die Öffnungen im Kabinenfußboden verschließen.
Heermann: Vogelschlag ist bei uns seltener als etwa in den USA oder auch Afrika. Dann muss das aber nicht zwangsläufig zum Triebwerksausfall führen. Im allgemeinen riecht es sofort nach einem solchen Vorfall in der Kabine nach Brathähnchen.
Heermann: Auch wenn solche Fälle extrem selten sind, kann Vogelschlag zu einem Triebwerksausfall führen. Grundsätzlich aber werden die Startleistungen eines jeden Verkehrsflugzeugs für den ungünstigsten Fall berechnet, also dass ein Triebwerk komplett ausfällt. Der Ausfall kann sogar noch auf der Startbahn geschehen, und das Flugzeug kann dennoch sicher abheben.
Heermann: Einerseits sind die Triebwerke so konstruiert, dass sie Vogelschlag möglichst ohne Ausfall überstehen. Andererseits bemühen sich die Flughäfen, dass Vögel aus Landebahnnähe möglichst vertrieben werden.