UNHCR-Bericht Jeder zweite Flüchtling weltweit ist ein Kind
Laut UNHCR-Bericht sind 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Die ärmsten Länder tragen dabei die größte Last.
Düsseldorf. 50 Jahre nach der Gründung ihres Flüchtlingskommissariats UNHCR erklärten die Vereinten Nationen (UN) 2001 den 20. Juni erstmals zum Weltflüchtlingstag. Seither wird das Datum vom UNHCR zum Anlass genommen, seinen jährlichen Bericht „Global Trends“ zu den weltweiten Fluchtbewegungen zu veröffentlichen. Die am Montag vorgestellten Zahlen markieren für 2016 ein neues Rekordniveau.
65,6 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen, 300 000 mehr als im Vorjahr. Das ist der höchste jemals registrierte Stand. Allerdings hat sich der Anstieg verlangsamt: In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Gesamtzahl jeweils in Millionenhöhe.
Knapp zwei Drittel der betroffenen Menschen (40,3 Millionen) sind Binnenflüchtlinge, die innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht sind. Dazu kommen 22,5 Millionen Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen haben, und 2,8 Millionen Asylbewerber, die Schutz vor Verfolgung suchen.
Umgerechnet bedeutet das, dass weltweit durchschnittlich einer von 113 Menschen auf der Flucht ist. Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. 10,3 Millionen Menschen wurden im Verlauf des vergangenen Jahres neu zur Flucht gezwungen.
Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung bleibt Syrien das Land mit den dramatischsten Fluchtbewegungen: Zwölf Millionen Menschen, fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung, sind entweder im Land selbst auf der Flucht oder im Ausland als Flüchtlinge oder Asylbewerber registriert. Aber die rasanteste Entwicklung nimmt derzeit der Südsudan: Aktuell sind dort 3,3 Millionen Menschen auf der Flucht.
Sieht man sich an, in welchen Ländern die Flüchtlinge Unterschlupf finden, zeigt sich ein gewaltiges internationales Ungleichgewicht: Mit weitem Abstand liegt die Türkei auf Platz eins (2,9 Millionen aufgenommene Flüchtlinge), gefolgt von Pakistan und dem Libanon. Deutschland folgt als erstes EU-Land auf Platz acht (670 000). Bezogen auf das höchste Verhältnis von Flüchtlingen zur Gesamteinwohnerzahl, trägt der Libanon die größte Last, gefolgt von Jordanien und der Türkei.
84 Prozent der Flüchtlinge weltweit lebten Ende des vergangenen Jahres in Staaten mit niedrigen oder mittleren Einkommen, knapp fünf Millionen allein in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. „Dies ist keine Krise der reichen Welt, sondern eine Krise der Entwicklungsländer“, kommentierte Filippo Grandi, Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen, die ungleiche Verteilung der Flüchtlinge anlässlich der Vorstellung des Berichts.