Warnung vor „Killervariante“ Kommt die Maskenpflicht im Herbst wieder? Das sagt Lauterbach dazu

Berlin · Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte das Infektionsschutzgesetz im Herbst wieder ändern, damit eine Maskenpflicht in Innenräumen möglich wird. Er warnte vor einer „Killervariante“.

Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach könnte eine Maskenpflicht im Herbst wieder nötig werden.

Foto: Axel Heimken/dpa/Axel Heimken

Im Herbst könnte nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die inzwischen weitgehend aufgehobene Maskenpflicht in Innenräumen wieder eingeführt werden. Die Lage werde sich dann wieder ändern, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Dann steigen die Fälle, dann gibt es wahrscheinlich neue Mutationen, oder die Fallzahl mit Omikron-Infektionen steigt stark. Deshalb müssen wir bis dahin das Infektionsschutzgesetz noch mal überarbeiten.“ Es könne dann durchaus wieder nötig sein, das Maskentragen in Innenräumen zur Pflicht zu machen.

Die Corona-Zahlen sanken über die Ostertage unterdessen weiter. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag mit 834,3 an. Vor einer Woche lag sie bei 1097,9.

Maskenpflichten sind nach dem aktuell gültigen Infektionsschutzgesetz nur noch in wenigen Bereichen wie Arztpraxen oder öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Um weitergehende Maßnahmen anordnen zu können, müssen die Bundesländer per Landtagsbeschluss Regionen zu Hotspots erklären. Auch diese Hotspot-Regel und die Maskenpflicht in Praxen, Bussen und Bahnen dürfen laut Gesetz aber nur noch bis zum 23. September angewandt werden.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte der Deutschen Presse-Agentur. Wenn der Gesundheitsminister im Herbst das Infektionsschutzgesetz verschärfen wolle, dann sollte er jetzt schon mit der Überzeugungsarbeit beim liberalen Koalitionspartner beginnen. „In der Vergangenheit hat Karl Lauterbach damit bis zuletzt gewartet. Folge ist jetzt eine gesetzliche Regelung, die wenig Schutz bietet.“

Bei der Impfstoffentwicklung rechnet Lauterbach mit einem an die Omikron-Variante angepassten Präparat in etwa fünf Monaten. „Wir besorgen Impfstoff, der vor den Omikron-Varianten schützt. Den erwarten wir im September“, sagte er. Als „bittere Enttäuschung“ bezeichnete der Minister das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht im Bundestag. „Nach einem guten Sommer kann uns die große Impflücke einen harten Herbst bescheren. Dann erwarten viele Wissenschaftler die nächsten Wellen.“

Der SPD-Politiker sprach von diversen Omikron-Subvarianten, die sich gerade entwickelten und die für ihn Anlass zur Besorgnis seien. „Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante.“

Die Äußerungen Lauterbachs stießen auf Kritik: Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit schrieb am Sonntag bei Twitter: „Was sind eigentlich diese Killervarianten?“ Er habe diese Beschreibung für Coronavirus-Varianten bisher weder bei der Weltgesundheitsorganisation noch bei der EU-Gesundheitsbehörde ECDC oder der amerikanischen CDC gefunden. Der CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel twitterte mit Bezug auf die Lauterbach-Aussagen: „Er müsste doch eigentlich aus seinen Fehlern und Fehleinschätzungen gelernt haben.“

Das RKI meldete am Sonntag 39 784 von den Gesundheitsämtern übermittelte Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Vor einer Woche waren es 55 471. Bei den Werten ist zu berücksichtigen, dass einzelne Länder nicht an jedem Wochentag Daten melden. Auch an Feiertagen sind weniger Meldungen zu erwarten. Das wiederum führt zu Nachmeldungen an Folgetagen. Ein Vergleich von Tageswerten wird damit zunehmend schwierig. Experten gehen außerdem seit einiger Zeit von einer Untererfassung aus, etwa weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik.

Lauterbach äußerte sich auch zur Bedrohungslage gegen ihn: „Ich bin selber kein ängstlicher Mensch. Ich habe aber große Sorgen um meine Kinder. Und es tut mir natürlich weh, dass meine Kinder Angst um mich haben. Es ist nicht richtig, wenn Kinder lesen müssen, dass Radikale ihren Vater entführen wollten.“ Der SPD-Politiker sagte, ihm werde häufig Gewalt angedroht. „Ich stehe auf diversen Todeslisten.“ Jede Gewalt- und Mordandrohung bringe er zur Anzeige. „Ich mache das so konsequent, weil ein Impfgegner, der mir Gewalt androht, wahrscheinlich auch seinen Bürgermeister oder Stadtrat bedroht.“

Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass Mitglieder einer bundesweiten Telegram-Chatgruppe aus sogenannten Reichsbürgern und Gegnern der Corona-Politik Sprengstoffanschläge und seine Entführung geplant hatten.

(dpa)