Künstler für Putin: Im Dienste eines mächtigen Mannes

Viele russische Kulturschaffende werben für Wladimir Putin. Aber einigen Künstlern ist diese Unterstützung zuwider.

Moskau. Noch nie standen Russlands Künstler und Kulturschaffende so sehr im politischen Rampenlicht wie vor dieser Präsidentenwahl am 4. März. Wladimir Putin gerät als Kremlkandidat unter Druck eines Teils der Intelligenz, die auch die jüngsten Proteste gegen ihn mit organisiert.

Dagegen mobilisiert das Machtlager um Putin nicht ohne Erfolg kulturelle Schwergewichte als Unterstützer. Opernstar Anna Netrebko, der Dirigent Waleri Gergijew und Oscar-Preisträger Nikita Michalkow werben als Vertrauenspersonen für Putin, der seit zwölf Jahren an der Macht ist und nach Meinung einiger abtreten sollte.

Erst Regierungschef, dann zwei Amtszeiten als Präsident, nun wieder Premier und demnächst erneut Kremlherr — dies sei genug, befand etwa Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. Putin habe alle demokratischen Institute in Russland zerstört und noch schlimmere Machtstrukturen geschaffen als die Kommunisten in der Sowjetunion.

Doch bei großen Teilen der russischen Elite prallen diese mahnenden Worte Gorbatschows ab: Hunderte haben sich auf einer Putin-Liste zu dem 59-Jährigen bekannt, darunter Netrebko. „Das Wichtigste ist Putins Sieg, weil jede andere Variante eine Katastrophe für das Land bedeutet“, sagt etwa Regisseur Michalkow. Er nennt aber wie die meisten Befürworter keine greifbaren Gründe, warum der Ex-Geheimdienstchef trotz der jüngsten Massenproteste sowie scharfer Dauerkritik von Menschenrechtlern das Land weiter führen sollte.

Dabei beklagen einige dieser Prominenten inzwischen, sie würden wegen ihrer Wahlkampfhilfe für Putin nun selbst angefeindet und boykottiert. Freundschaften und sogar Familienbande zerbrechen wegen des politischen Bekenntnisdrucks. Künstler deuten an, dass ihnen nichts anderes übrig bleibe, als mit der Staatsmacht zusammenzuarbeiten, wenn sie nicht bei ihrer Arbeit behindert werden wollten.

Eine Umfrage des Fonds Öffentliche Meinung (FOM) ergab, dass 47 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Kulturschaffenden aus „reiner Berechnung und Hoffnung auf Hilfe und Dankbarkeit der Machthaber“ politisch auf Putin festlegten. Doch längst nicht alle geben ihre Popularität her, um Putin Zugang zu den Teilen der Gesellschaft zu öffnen, in denen Künstler verkehren. Die einflussreiche Popdiva Alla Pugatschowa unterstützt mit dem Musiker Andrej Makarewitsch den Präsidentenkandidaten Michail Prochorow.

Der 46 Jahre alte Milliardär gilt als politisch unerfahren, ist aber das einzige neue Gesicht unter den fünf Kandidaten. Auch der Schriftsteller Viktor Jerofejew, der bisher nie Partei im Wahlkampf ergriff, unterstützt den Oligarchen. „In jedem normalen Land gibt es Meinungsvielfalt. Ich möchte, dass Russland ein normales Land wird“, sagte er.

Der 64-Jährige bezeichnet auch die Parlamentswahl von Anfang Dezember als „unehrlich“. Die Abstimmung und Putins geplante Rückkehr in den Kreml hatten die jüngsten Massenproteste ausgelöst. Die Rolle der kulturellen Meinungsführer sei stark gewachsen, hieß es. Die Menschen seien auf der Suche nach moralischen Autoritäten, die unabhängig seien.