Krankenhaus-Manager in Sorge: Kleinere Kliniken vor dem Aus?
Patienten möchten im Notfall gern in wenigen Minuten das nächste Krankenhaus erreichen können. Klinikmanager sehen eine solche flächendeckende Versorgung in Wohnortnähe aber in Gefahr.
Düsseldorf (dpa). Die wohnortnahe Klinik-Versorgung in Nordrhein-Westfalen könnte in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Krankenhausdirektoren ins Wanken geraten.
Vor allem kleineren Häusern und Regelversorgern in ländlichen Regionen drohe eine Schwächung oder gar die Schließung, wenn bis 2015 rund 10 000 Betten abgebaut würden. Das sagte der Präsident des Verbands der Krankenhausdirektoren, Josef Düllings, am Mittwoch in Düsseldorf. Der Krankenhausrahmenplan, den das Gesundheitsministerium voraussichtlich vor der Sommerpause beschließen wird, fördere eher die größeren Kliniken. Die kleinen Krankenhäuser werden dagegen Probleme haben, am Ball zu bleiben, befürchtet der Verband.
In den 400 Kliniken in NRW sind rund 230 000 Mitarbeiter beschäftigt, bundesweit sind es 2000 Häuser mit einer Million Beschäftigten, sagte Düllings. In den ländlichen Gebieten sei die Klinik oft der größte Arbeitgeber. Eine echte wohnortnahe Versorgung sei schon heute nicht mehr überall gewährleistet, betonte er mit Blick etwa auf das Sauerland oder Ostwestfalen-Lippe. Jede zweite Klinik in Deutschland schreibe rote Zahlen - betroffen seien besonders die kleineren Häuser mit bis zu 250 Betten.
Es sei zwar grundsätzlich begrüßenswert, dass der NRW-Klinikplan Qualitätsvorgaben mache. Man dürfe aber mit Blick auf die Möglichkeiten der kleineren Kliniken das Augenmaß nicht verlieren. „Die Planer sind etwas weit weg von der Realität“, kritisierte der Verbandspräsident.
Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft halten 96 Prozent der Bevölkerung eine wohnortnahe Klinikversorgung für sehr wichtig bis wichtig. Hohe Standards und wohnortnahe Versorgung kosteten Geld, das die Regierung aber nicht in die Hand nehmen wolle. „Wir brauchen Investitionsmittel für eine Modernisierung der Strukturen.“
Der vom Kabinett bereits gebilligte NRW-Krankenhausplan geht davon aus, dass der Bedarf an Klinikbetten von 124 000 im Jahr 2010 auf rund 114 000 Betten 2015 sinken wird. Das Düsseldorfer Gesundheitsministerium will den Rahmenplan vor der Sommerpause unter Dach und Fach bringen, wie ein Sprecher erklärte. Die Details würden allerdings in den Regionen beschlossen.