Landespolitik Michael Groschek ist neuer Chef der NRW-SPD

Turbulente Zeiten für die NRW-SPD: Nach ihrem Wahldebakel und dem Abgang von Hannelore Kraft braucht sie einen neuen Hoffnungsträger. Michael Groschek ist nun neuer Parteichef - aber die Zeit der Jubel-Ergebnisse ist vorbei.

SPD-Landesvorsitzende Michael Groschek (r.), der SPD-Vorsitzende Martin Schulz (m.) und die Generalsekretärin Svenja Schulz beim außerordentlichen Parteitag in Duisburg.

Foto: Federico Gambarini

Duisburg. Die nordrhein-westfälische SPD hat neues Führungspersonal für ihren Gang in die Opposition: Der bisherige Bauminister Michael Groschek ist neuer Landesparteichef der NRW-SPD und damit Nachfolger von Hannelore Kraft. Auf einem außerordentlichen Landesparteitag in Duisburg wurde der 60-Jährige mit rund 86 Prozent der 411 gültigen Stimmen gewählt. 353 Delegierten stimmten für Groschek, 43 gegen ihn, 15 enthielten sich. Eine Stimme war ungültig.

„Mehr wäre auch gelogen gewesen“, kommentierte Groschek sein Ergebnis. „Vielen Dank für so viel Ehrlichkeit.“ Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Groschek war von 2001 bis 2012 bereits Generalsekretär der NRW-SPD. Die noch amtierende NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze wurde - ebenfalls ohne Gegenkandidaten - mit nur rund 69 Prozent der Stimmen zur neuen Generalsekretärin gewählt.

Kraft war noch am Wahlabend des 14. Mai von allen Parteiämtern zurückgetreten, nachdem sie als Spitzenkandidatin mit nur 31,2 Prozent der Stimmen das schlechteste SPD-Ergebnis bei einer NRW-Landtagswahl eingefahren hatte. Die 55-Jährige, die nicht zum Parteitag nach Duisburg kam, war gut zehn Jahre lang Chefin der NRW-SPD. Zuletzt war sie im Herbst 2016 mit über 98 Prozent der Stimmen als Landesvorsitzende bestätigt worden.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil gratulierte der neuen Parteispitze in einer Mitteilung und betonte: „Mein besonderer Dank gilt Hannelore Kraft, die sich als Landesvorsitzende der NRW-SPD und nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin um die SPD und um ihr Land verdient gemacht hat.“

Im Vorfeld des Parteitags hatte es viel Unmut der Basis über überhastete personelle Vorentscheidungen gegeben. Schon wenige Tage nach der verlorenen Landtagswahl am 14. Mai hatte der Landesvorstand eilig Groschek und Schulze nominiert. Auch in der Landtagsfraktion waren schnell Pflöcke für den alten Chef Norbert Römer (70) eingeschlagen worden. In einer ungewöhnlich ausgiebigen, engagierten Parteitagsaussprache forderten vor allem die Jusos grundlegende Änderungen und mehr Mitbestimmung der Basis.

Groschek entschuldigte sich im Namen der Parteispitze für die Niederlage bei der Landtagswahl. „Wir haben die Karre vor die Wand gefahren, weil wir uns zu sicher waren und nicht glaubten, dass Armin Laschet Hannelore Kraft besiegen kann.“

Als „Zeichen der Ermutigung“ wertete Bundesparteichef und Kanzlerkandidat Martin Schulz den Parteitag. Die Botschaft aus Duisburg sei: „Wir kämpfen für den 24. September - für den Wahlsieg bei der Bundestagswahl.“ Auf die kritischen Personaldiskussionen in der NRW-SPD und Fehleranalysen zur Landtagswahl ging er nicht ein. dpa