Neonazi-Zelle: Die Schlinge zieht sich zu
Nach einer weiteren Festnahme wird immer klarer, welche Unterstützer das Trio hatte.
Berlin. Die vorweihnachtliche Ruhe im verschneiten Johanngeorgenstadt an der deutsch-tschechischen Grenze wird am Sonntag jäh gestört: Ein Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamts Sachsen schlägt zu. Am frühen Morgen nehmen die Polizisten Matthias D. (36) fest.
Er soll dem Zwickauer Neonazi-Trio, dem eine beispiellose Mordserie zwischen 2000 und 2006 vorgeworfen wird, geholfen haben. Matthias D. ist dringend verdächtig, im nahen Zwickau zweimal Wohnungen angemietet zu haben — als Unterschlupf für Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe, nachdem diese 1998 untergetaucht waren.
Auch wenn bei den Ermittlungen im Fall der Neonazi-Morde noch viele Fragen offen sind, die vielen Puzzleteile legen nahe: Das Zwickauer Terror-Trio bekam tatkräftige Unterstützung durch einige oder sogar viele Helfer, die — wenn sie von den Mordplänen wussten — diese wohl zumindest billigend in Kauf nahmen. Gegen rund ein Dutzend Personen ermittelt die Bundesanwaltschaft.
Insgesamt vier mutmaßliche Unterstützer des Trios sind mit Matthias D. nun gefasst. Mit Führerschein, Reisepass, angemieteten Wohnmobilen, Wohnungen, sogar Waffen und Munition sollen sie alle dabei geholfen haben, dass die Zelle unerkannt bleiben und im Untergrund ihre Mordserie fortsetzen konnte.
Den 36-jährigen Matthias D. halten die Ermittler laut „Spiegel“ für tief verstrickt. Angeblich ist er einer der mutmaßlichen Führer der Neonazi-Gruppe „Brigade Ost“ aus Johanngeorgenstadt. Schon vor Wochen gab es Berichte, dass ehemalige Mitglieder dieser Gruppe zum Unterstützerkreis des mordenden Zwickauer Trios gehörten. Wenn D. wirklich Wohnungen für die mutmaßlichen Terroristen angemietet hat, dann hat er nach Ansicht der Bundesanwaltschaft dem Trio dabei geholfen, „ein Leben unter falscher Identität (zu) führen und unentdeckt die Terroranschläge verüben (zu) können“.
Die logistische Hilfe ist die eine Seite. Die Terroristen konnten sich aber möglicherweise auch bei der konkreten Mordplanung auf Unterstützung verlassen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ schreibt, haben die Täter vor den Morden an türkischen und griechischen Kleinunternehmern die Tatorte ausgekundschaftet oder auskundschaften lassen. Fluchtwege und Gewohnheiten der potenziellen Opfer seien notiert worden.