Berlin. Selbst Magna-Gründer Frank Stronach (77) hatte die Sache schon abgehakt. Als der kanadisch-österreichische Industrielenker am Mittwochabend in Köln mit dem Umweltpreis "ÖkoGlobe" ausgezeichnet wurde, ließ er im Gespräch durchblicken, der Opel-Deal werde wohl in die Hose gehen. Umso größer war am Donnerstag die Überraschung in der Magna-Zentrale bei Wien, als sich im Laufe des Tages die Nachrichten verdichteten. Eine Frage blieb unbeantwortet: Was, so ein Ministerialer im Gespräch mit unserer Zeitung, hat nur den Sinneswandel in der Spitze der Opel-Mutter General Motors (GM) ausgelöst?
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um 15.15 Uhr vor die Presse trat, sichtlich beglückt, wollte oder konnte die Regierungschefin darüber keine Auskunft geben. Gleichwohl war Merkel und auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Erleichterung über die Botschaft aus Detroit anzumerken. Beide hatten sich ideell auf die Seite der Opelaner geschlagen und sich immer wieder dazu bekannt, das Unternehmen nicht baden gehen zu lassen. Ganz "außerordentlich" freue sie sich darum über die Nachricht, sagte Merkel. Sie sei nun "allerbesten Mutes", dass Opel in eine gesunde Zukunft steuere.
Wie gesund, weiß heute niemand. Ob Magna die Auflagen schultern wird, von denen am Donnerstag so oft und so unkonkret die Rede war, das wird sich nach Einschätzung von Fachleuten erst weit nach der Bundestagswahl weisen. "Wenn alles gut geht, ist bis Weihnachten alles klar", sagt ein Experte des Wirtschaftsministeriums.
Alles super bei Opel - um diese Botschaft bemühten sich hingegen der Beiratsvorsitzende der Opel-Treuhandgesellschaft, Fred Irwin, und GM-Verhandlungsführer John Smith bei der Präsentation der Ergebnisse nach Kräften. Der Autobauer sei auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft und im Opel-Beirat habe es niemals Streit gegeben - nur unterschiedliche Ansichten.
Manfred Wennemer, der im Beirat den Bund vertrat, erzählte postwendend das Gegenteil. "Die notwendige Restrukturierung findet nicht statt, ich weiß nicht wie das Unternehmen überleben will, sagte Wennemer und prophezeite Opel für das Geschäftsjahr 2009/2010 den Gang zum Insolvenzrichter. "Das gesamte Risiko liegt nun auf den Schultern der Steuerzahler", begründete Wennemer seinen Schritt, im Beirat gehen eine Lösung mit Magna zu stimmen.