Sanierung von Brücken kostet 4,5 Milliarden
Der Zustand der Bauwerke ist dramatischer als gedacht. Experten schlagen Alarm: Es fehlen Bau-Fachkräfte.
Düsseldorf. Die Sanierung der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen in Nordrhein-Westfalen wird noch teurer als bisher angenommen. In den kommenden zehn Jahren müssen rund 4,5 Milliarden Euro investiert werden, sagte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) am Dienstag. Das sind noch einmal 300 Millionen Euro mehr als bislang gedacht. Die Mittel für die Sanierung oder den Neubau muss der Bund übernehmen.
Die neuen Zahlen sind laut Ministerium im Zuge der Brückenkontrollen des Landesbetriebs Straßen-NRW festgestellt worden. Die Statik von 800 Brücken wird untersucht. Von bisher 152 geprüften Brücken müssen 71 erneuert werden. „Man kann davon ausgehen, dass weitere Brücken dazukommen“, sagte Straßen-NRW-Sprecher Bernd Löchter.
Dienstagabend besichtigten Groschek und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Rheinbrücke (A 1), die Köln und Leverkusen verbindet. Die Brücke musste kürzlich wegen Schäden für den Lkw-Verkehr vorübergehend gesperrt werden. Die Folge: Staus in der gesamten Region. Löchter nennt sie das Symbol für die marode Infrastruktur des Landes.
„Es wurde jahrelang viel zu wenig Geld für die Erhaltung des Verkehrsnetzes ausgegeben. Der Nachholbedarf ist enorm. Diesen Sanierungsstau lösen wir Schritt für Schritt auf“, versprach Ramsauer am Dienstag. Das Ministerium plane 2013 bundesweit Investitionen von mehr als 830 Millionen in die Brückensanierung.
Der ADAC sieht die Versprechen skeptisch. Die viel zu geringen Investitionen hätten den Niedergang der Brücken beschleunigt. NRW und Hessen seien besonders betroffen. Problematisch sei auch, dass es hierzulande zu wenig Experten für Brückensanierungen gebe. „Für die Schweißarbeiten an der Rheinbrücke mussten Fachkräfte aus Osteuropa eingeflogen werden“, sagte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Straßen-NRW sucht derzeit nach Bau-Fachkräften.