Snowden bittet Brasilien um Asyl
Ende Juli läuft sein Aufenthaltsrecht in Russland aus.
Moskau. Für Edward Snowden wird die Zeit knapp. Ende Juli läuft sein für ein Jahr gewährtes Asyl in Russland aus. Werden die Russen verlängern? Was könnten sie dafür verlangen? Findet sich bis dahin doch noch eine andere Lösung? Der 30-jährige Informant hinter dem seit einem Jahr köchelnden NSA-Skandal hat einen hohen Preis für seine Überzeugungen bezahlt.
Bislang sind alle Versuche Snowdens, in einem anderen Land unterzukommen, gescheitert. Montag nun wurde bekannt, dass er den brasilianischen Staat offiziell um Asyl gebeten hat. Einen entsprechenden Antrag habe er bei den Behörden des Landes eingereicht, sagte Snowden in einem Interview des Fernsehsenders Globo. „Ich würde liebend gerne in Brasilien leben“, betonte er.
Es gehe Snowden auch in Russland gut, versicherte jüngst in einem Interview Glenn Greenwald, einer der Journalisten, denen Snowden die geheimen NSA-Dokumente anvertraut hatte. Der Techniker des mächtigen US-Abhördienstes NSA hatte sich gleich nach der Flucht von Hawaii nach Hongkong vor einem Jahr aller Unterlagen entledigt. Er selbst habe keine einzige Datei mehr, die er irgendjemandem geben könnte, versicherte Snowden.
Dennoch scheint ihm in seinem Moskauer Exil die Action zu fehlen. Im April ließ er sich per Telefon zu einer TV-Fragerunde mit Präsident Wladimir Putin zuschalten und fragte, ob Russland auch wie die USA Kommunikationsdaten von Millionen Menschen speichere. Putin nutzte die Frage als Steilvorlage, um die Rechtsstaatlichkeit Russlands zu preisen. Snowden soll laut einem Vertrauten entsetzt über die Rolle in einer Propaganda-Veranstaltung gewesen sein. In einem Interview versicherte er, er bekomme kein Geld von der russischen Regierung und habe keine Beziehungen zu ihr.
Snowden hat alle Brücken hinter sich verbrannt. Er ließ im Insel-Paradies Hawaii das bisherige Leben mit seiner Freundin und einem üppig bezahlten Job zurück. Sein Heimatland will ihn als Verräter vor Gericht bringen. Dabei sieht er sich selbst als Whistleblower, der Rechtsverletzungen aufgedeckt hat.
„Ich habe bereits gewonnen“, erklärte Snowden am Jahresende 2013 in einem Interview mit der „Washington Post“. Sein Ziel sei es gewesen, dass die Öffentlichkeit wieder darüber mitentscheiden könne, wie sie regiert werde. „Edward Snowden geht jede Nacht mit der Gewissheit ins Bett, für seine Überzeugungen gekämpft zu haben“, sagt sein Weggefährte Greenwald.