Volker Bouffier – der loyale Haudegen
Porträt: Der hessische Innenminister ist Kochs Wunsch-Nachfolger.
Berlin. Roland Koch vergisst seine politischen Freunde nicht. Im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt der Spendenaffäre der Bundes-CDU, die wegen erfundener jüdischer Vermächtnisse auch zu einer Affäre für die Hessen-CDU wurde, rettete Franz Josef Jung Ministerpräsident Koch den Job.
Der damalige Chef der hessischen Staatskanzlei übernahm die Verantwortung und trat zurück. Koch konnte bleiben. Fünf Jahre später setzte der Ministerpräsident dann Jung als Verteidigungsminister durch. Weitere fünf Jahre später soll der Koch-Vertraute Volker Bouffier, bislang hessischer Innenminister, sein Nachfolger in der Wiesbadener Staatskanzlei werden.
Gestern Abend versuchte Koch, die hessischen CDU-Kreisvorsitzenden für seinen Personalvorschlag zu gewinnen. Der 58Jahre alte Bouffier, wie Koch kein Leisetreter, engagierte sich bereits zu Studienzeiten in der CDU. Der Jurist war von 1976 bis 1984 Landesvorsitzender der Jungen Union in Hessen. Bereits 1978 rückte er in den Landesvorstand der Hessen-CDU auf. 1991 wählten ihn die Delegierten zum Vize-Landesvorsitzenden.
Bouffier ist mit allen politischen Wassern gewaschen. Seit April 1999 sitzt er im Kabinett von Ministerpräsident Koch und ist damit dienstältester Innenminister. Der CDU-Politiker gilt als Haudegen. Zahlreiche Gesetzesnovellen zur Inneren Sicherheit gehen auf Bouffiers Initiative zurück. 2006 löste der hessische Innenminister mit seinem Konzept eines umstrittenen Wissens- und Wertetests für einbürgerungswillige Ausländer eine Debatte aus.
Zuletzt war Bouffier in der sogenannten Polizeichef-Affäre unter Druck geraten. Er hatte seinen Parteifreund Hans Langecker zum Präsidenten der hessischen Bereitschaftspolizei ernannt. Die Opposition warf Bouffier "kalkulierten Rechtsbruch" gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes in Kassel vor. Ein unterlegener Kandidat hatte vor Gericht ein zweites Auswahlverfahren erzwungen, das es nach Ansicht der Opposition aber nie gegeben hat. Für die Opposition ist Bouffier als Nachfolger Kochs nur "alter Wein in neuen Schläuchen".