Kein „Rum-Ta-Ta“ Als Bundeswehrsoldat an der Musikhochschule

Düsseldorf (dpa) - Meike Tappert studiert ihr Fach Querflöte an der Musikhochschule ganz zivil wie andere Studenten auch. Der Unterschied: Die 21-Jährige ist Feldwebel. Die Studentin aus Lohmar wird an der Robert Schumann Hochschule (RSH) in Düsseldorf für den Militärmusikdienst der Bundeswehr ausgebildet.

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Seit 40 Jahren bildet die Hochschule alle Bundeswehrmusiker aus. „Ich wusste immer, dass ich Musik studieren möchte“, sagt Tappert. Mit neun Jahren fing sie an, Querflöte zu spielen, dann kamen die Piccolo-Flöte dazu, sie ging auf ein Musikgymnasium in Köln. Tappert musste wie alle zivilen Anwärter auch die gleiche Aufnahmeprüfung an der RSH schaffen. Doch sie traf schon mit nicht einmal 20 Jahren eine Entscheidung fürs Leben und verpflichtete sich für zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Tappert wusste, was das bedeutet, denn ihr Vater war Trompeter im Stabsmusikkorps Siegburg. „Ich bin mit Musik aufgewachsen“, sagt sie. „Mein Opa war auch Trompeter.“

Angesichts der großen Konkurrenz um wenige Plätze in Orchestern biete der Militärmusikdienst der Bundeswehr Sicherheit, sagt Tappert. Von Beginn des Bachelor-Studiums an verdienen die Studenten Geld und haben später die Aussicht auf einen Platz in einem der 14 Klangkörper der Bundeswehr - eine Big Band gehört auch dazu. Viele zivile Studenten seien dagegen nach dem Studium frustriert, wenn sie es trotz vieler Vorspiele nicht in ein Orchester schafften, sagt Tappert. „Und dann landet man doch an einer Musikschule, wo man gar nicht hinwollte.“

Tappert will auch nichts vom „Rum-Ta-Ta“-Klischee der Bundeswehr-Orchester wissen. Es werde da auch gejazzt und nicht nur Marschmusik zum Zapfenstreich gespielt. Ein gewichtiger Unterschied besteht dennoch: Bei der Bundeswehr gibt es nur reine Blasorchester - keine Geigen und Cellos. Aber Fagott- und Oboenspieler werden immer gesucht.

Die Zukunftsaussichten sind also gut, dennoch klagt das Ausbildungsmusikkorps mit seinen 140 Plätzen über Nachwuchsmangel. Der Grund sei vor allem die Abschaffung der Wehrpflicht, sagt Ausbildungssprecher Oberstabsfeldwebel Michael Gilcher. Das habe zu einem „Rieseneinbruch“ geführt.

Auch die Verpflichtung für zwölf Jahre dürfte so manchen abschrecken. Nur unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Student, wenn er doch nicht geeignet erscheint oder krank wird, auch vorher ausscheiden. Fast alle Militärmusiker stellten aber später sogar den Antrag auf Übernahme als Berufssoldat, sagt Gilcher.

„Viele schreckt zuerst die dreimonatige Grundausbildung ab“, sagt Tappert. Dabei sei die doch im Sanitätsdienst. „Halb so wild.“ Anschließend werden die Orchesteranwärter gezielt auf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule vorbereitet. Dass sie in der Woche in der Kaserne lebt, ist für Tappert kein Problem. „Das hat etwas von einem großen Internat.“ Später könne man als Bundeswehrmusiker aber auch seine eigene Wohnung beziehen.

20 Prozent der Musiker im Ausbildungsmusikkorps sind Frauen - Tendenz steigend, sagt Gilcher. Orchester-Gastspiele in Nordamerika oder Frankreich gehören genau so zum Job wie „Truppenbetreuung“ in Krisengebieten. „Wir stellen aber keine Musiker ein, um sie später zu den Fallschirmjägern zu schicken.“