Gruseln - aber mit Stil Der Wolfsmensch in meiner Nachbarschaft

Solingen (dpa) - Axel Feldmann ist Metallverarbeiter, eigentlich hat er einen relativ geordneten Alltag. Wären da nicht die Kollegen. „Sie stehen immer mal wieder hinter oder neben mir und versuchen, mich zu erschrecken“, berichtet er.

Foto: dpa

Seine Kollegenschaft hat Spaß daran gefunden, weil sich herumgesprochen hat, was Feldmann in seiner Freizeit so treibt. Oder besser: Als was er sich herumtreibt. Er ist Erschrecker. Paraderolle: Der „Wolfman“, halb Mensch, halb Wolf, mit blutverschmierter Zottelmähne und riesigen Pranken aus Kunststoff.

Der 42-Jährige aus Solingen ist Mitglied der „FrightGuys“, einer Gruppe passionierter Horrorfilm-Fans. Bis in die Details versuchen die sechs Freunde, ihren Lieblings-Filmfiguren nahe zu kommen. Dafür wird zu Hause an Masken, Anzügen und Accessoires getüftelt, bis das Kostüm wie Serienmörder Freddy Krueger aus „Nightmare on Elm Street“, Killer-Clown Pennywise aus „Es“ oder eben wie der „Wolfman“ aussieht.

In erster Linie ist die Gruppe auf Conventions, Fan-Treffen oder Festivals unterwegs - dort wo Gleichgesinnte aufkreuzen. Manche ihrer Kostüme sind daher auch etwas für Horrorfilm-Feinschmecker - etwa das dem Massenpublikum weitestgehend unbekannte Riesenbaby „Babyface“. Seit ein paar Jahren kann man sie auch buchen. Rund um Halloween an diesem Montag (31. Oktober) herrscht Hochkonjunktur.

Die „FrightGuys“ betreiben ihr Hobby zwar ganzjährig und recht professionell, werfen aber damit aber auch ein Schlaglicht auf einen Trend, der sich mit Halloween etabliert hat. Utensilien für Grusel-Outfits gehen heute oft über die Ladentheke. „Halloween ist bei uns mittlerweile das zweitwichtigste Sortiment“, sagt Björn Lindert, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Karnevalshändler Deiters. „In diesem Bereich ist in den vergangenen Jahren ein unfassbarer Boom zu verzeichnen“. Und ähnlich wie beim Karneval sei es dann oft so, dass Hollywood beim Kostüm Pate stehe.

Woher kommt die Lust am Grusel? Wer Axel Feldmanns Wohnung in Solingen betritt, merkt schnell, dass Horrorfilme für ihn so wichtig sind wie für andere ihre Lieblings-Fußballverein. An der Wand hängt eine Kunst-Machete, an der Eishockeymasken des Killers Jason aus „Freitag, der 13.“ baumeln. Diverse Fotos sind von bekannten Darstellern mit „to Axel“ signiert. Und auf der Kiste, in der sein „Wolfman“-Kostüm ruht, prangt ein Aufkleber „Cars. Chicks. Chainsaws“ (übersetzt: „Autos, Mädchen, Kettensägen“).

Feldmann weiß selbst nicht so recht, woher diese Begeisterung kommt. Von Horrorfilmen - vor allem aus den 80ern - spricht er jedenfalls wie von guten Weinen. Es kommt auf Details an. „Für Freddy Krueger bin ich leider etwas zu klein und zu breit“, erklärt er. Aber der „Wolfman“, der passt perfekt. Er holt eine Zombie-Maske aus dem Schrank. „Das hier war allerdings eine Rolle, für die ich meinen Bart abrasieren musste“. Sonst hätte sie nicht im Gesicht gehalten.

Das Wort „Erschrecker“ finden die „FrightGuys“ allerdings nicht so gut, sie sprechen lieber von „Walking Act“. Es gehe nicht darum, Leute in Panik zu versetzen - sondern um Atmosphäre und Unterhaltung.

Mit den derzeitigen Attacken von sogenannten Horror-Clowns auf Passanten wollen sie nichts zu tun haben. „Das bringt die ganze Szene in Verruf“, sagt Feldmann. Man könne sich von so einem Schindluder nur weit distanzieren. „Wir sind etwas anderes“, sagt sein Kompagnon Daniel Zielhoff, der ab und zu in das Kostüm des fiesen Clowns Pennywise aus „Es“ schlüpft. „Wir sind Streichelzoo für Erwachsene“.

Die Kollegen, die immer wieder versuchen, „Wolfman“ Feldmann zu erschrecken, ziehen übrigens meist unverrichteter Dinge von dannen. „Mich erschrecken höchstens schlechte Filme“, sagt er.