Die Natur bestimmt den Alltag der Berufsimker

Koblenz (dpa) - Mit der Produktion von Honig verdienen nicht viele Menschen ihren Lebensunterhalt - doch es gibt tatsächlich einige Berufsimker. Derzeit sind sie im Dauereinsatz: Die Ernte läuft.

Die Berufswahl geht manchmal seltsame Wege. Da kann etwas Ratlosigkeit nach dem Abitur in Kombination mit einer Vorliebe für Honigbrote zum Berufsimker führen. So geschehen bei Klaus Ballmann. „Ich aß gerne Honig, und so kam es, dass ich mich gefragt habe, wie man eigentlich Imker wird“, sagt er und lacht. Dieser Schritt vor über 30 Jahren veränderte sein Leben. Der Imker-Job geht nach seinen Angaben weit über einen Acht-Stunden-Arbeitstag hinaus. Planungssicherheit gebe es nicht. „Die Jahreszeit und die Natur bestimmen den Alltag“, sagt der Koblenzer. Die Bräune im Gesicht bestätigt, dass er viel unter freiem Himmel arbeitet.

Ballmann produziert mit seinen Bienenvölkern in der Eifel Honigsorten wie „Raps“, „Blüte“, „Löwenzahn“, „Sommerblüte“ oder „Wald“. Daneben bietet er auch Spezialitäten wie Edelkastanien-, Linden- oder Akazienhonig aus anderen Gegenden an. Dafür transportiert er als Wanderimker seine Bienenvölker in andere Trachtgebiete, wie es in der Fachsprache heißt. So sind seine Bienen unter anderem einige Wochen im Jahr im Schwarzwald auf Nektarsuche.

Bis zur Honigernte ist viel Aufwand nötig. Imker müssen ihre Bienenvölker erst einmal durch den Winter bringen. Wenn die Völker nach überstandener Kältezeit wieder größer sind, droht im Mai erneut der Verlust von Bienen durch das sogenannte Schwärmen - eine Art Volksteilung. Das kann der Imker aber mit einigen Kniffen verhindern - dazu gehört das Erweitern der Bienenbehausung. Meist vertraut Ballmann bei der Arbeit seinen Bienen, gestochen wird er nur selten. Nur bei größeren „Aktionen“ trägt er den typischen Kopfschutz eines Imkers, der manch einen an einen Astronauten erinnern mag.

Derzeit ist der Koblenzer Imker im Dauereinsatz. „Die letzten beiden Nächte habe ich sogar im Betrieb übernachtet“, sagt Ballmann. Durch das frühe Ende des Winters sei die Natur weiter entwickelt als zum entsprechenden Zeitpunkt in den Vorjahren. Der Fachmann schätzt, dass bis Ende Juni die Honigernte in der Eifel abgeschlossen ist.

Etwa 280 Völker betreut Ballmann derzeit. Jedes Volk besteht aus rund 50 000 Bienen. Wer die Imkerei als Hobby betreibt, kommt nach Auskunft des Fachzentrums Bienen und Imkerei in Mayen meist auf nicht mehr als 15 Völker. Die Erträge lägen in der Regel bei rund 30 bis 40 Kilogramm Honig pro Volk, hieß es. Davon leben können nicht viele.

Nur wenige Imker machen die Arbeit rund um den Honig im Hauptberuf. Jan-Dirk Bunsen vom Imkerverband Rheinland-Pfalz sagt, die Berufsaussichten seien sehr gut - der Honig am Weltmarkt werde knapp. Und: „Besonders die Lebensmitteleinzelhändler setzen auf regionale Produkte.“

Das Durchschnittsalter der Imker in Deutschland liegt bei 59 Jahren. „Wir sind bemüht, junge Leute für den Beruf zu begeistern“, sagt Ballmann. Er selbst ist 53. Viele Interessierte beginnen als Hobby-Imker und wagen erst später den Schritt in die Selbstständigkeit.

Ballmann machte zunächst eine Ausbildung zum Tierwirt mit der Fachrichtung Bienen. Danach legte er seine Meisterprüfung am Bieneninstitut in Mayen ab. Von 1987 bis 1994 war er dort als Meister angestellt und bildete selbst den Imkernachwuchs aus. 1994 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit.

Nach eigenem Bekunden steht für ihn bei der Arbeit die Liebe zur Natur im Vordergrund. „Ich möchte meinen Arbeitsplatz gegen kein Büro der Welt tauschen“, sagt er auf einer Obstwiese am Stadtrand von Koblenz. Außer dem Summen der Bienen und dem Zwitschern einiger Vögel ist hier nichts zu hören. Ballmann bemerkt: „Gerade in der heutigen Zeit weiß ich die Ruhe sehr zu schätzen.“