Faul im Büro — so geht’s
Manch einer drückt sich um die Mühe und steht am Ende doch in gutem Licht da.
Ratingen. Ohne Fleiß kein Preis? Wer’s glaubt, wird selig. Denn Fleiß zahlt sich im Beruf längst nicht immer aus. Und der Lohn für harte Arbeit ist nicht selten: mehr Arbeit. Wer früher fertig ist, darf schließlich nicht früher gehen, er bekommt die nächste Sache auf den Schreibtisch.
Darum gibt es viele, die es großartig verstehen, sich vor der Arbeit zu drücken. Einige ihrer Methoden:
Delegieren ist die Königsdisziplin für Drückeberger. Das heißt: Andere für sich arbeiten lassen. Eine Aufgabe bloß schnell loswerden, ist aber die falsche Devise, erklärt Theo Bergauer, Coach in Ratingen. Um durch Delegieren auch langfristig weniger Arbeit zu haben, muss man sich schon etwas mehr Zeit zum Erklären und Einweisen nehmen. Andernfalls muss bei schlechter Arbeit später zu viel ausgebügelt werden.
Das Weiterdelegieren ist Delegieren für Fortgeschrittene. Der Chef hat eine lästige Aufgabe zu vergeben? Dann zeigt man auf einen Kollegen, der eindeutig besser dafür geeignet ist. „Man kann ja sagen: ,Der hat das letzte Woche schon gemacht und ist eingearbeitet’“, sagt Bergauer. Denkbar sind aber auch Tauschgeschäfte. Ein Kollege will einem Arbeit aufhalsen? Das ist eine gute Gelegenheit, etwas anderes loszuwerden. Dazu kann man den Vorgesetzten einschalten: „Chef, was hat Priorität?“, rät Hermann Refisch, Karriereberater aus Frankfurt. Oder man lässt ihn die Aufgaben neu verteilen: „Bitte sagen Sie mir, was ich dafür liegenlassen soll. Darf ich das dann an den Kollegen abgeben?“
Am besten ist es natürlich, lästige Aufgaben gar nicht erst auf den Schreibtisch zu bekommen. Doch wenn man „Nein“ sagt, sollte das gut begründet werden, und man sollte möglichst eine Alternative vorschlagen, um nicht zu abweisend zu wirken.
„Wenn ich eine Sache gut mache, muss ich sie das nächste Mal wieder machen“, erklärt Bergauer. Umgekehrt gilt: Wer sich dumm anstellt, bekommt weniger Aufträge. „Der andere denkt sich: Bevor ich dem das erklärt habe, mache ich es lieber selbst.“
Ein echtes Erfolgsmodell ist Hofert zufolge der faule Teamkollege, der sich auf den Leistungen der anderen ausruht. „Die kommen oft sehr gut damit durch.“ Besonders fies, aber effektiv: „Wenn einer überhaupt nichts gemacht hat, aber am Ende die Ergebnisse präsentiert.“ Denn so ernte auch noch die Lorbeeren für die Arbeit der anderen.
Es droht Arbeit? Dann heißt es erstmal abwarten. Manches erledigt sich von selbst. Bei dem Rest muss man entscheiden: Ist es wichtig oder nicht? Unwichtiges könne man einfach unter den Tisch fallen lassen, sagt Hofert. Später krähe dann oft kein Hahn mehr danach. Und wenn doch, ist es auch nicht so schlimm — es war doch nicht so wichtig.
Faulheit ist eine Gabe, die man geheimhalten muss. Denn man kann sich nur erfolgreich vor der Arbeit drücken, wenn es keiner merkt. Im Büro könnten Mitarbeiter zum Beispiel Termine vorgeben oder angestrengt in den Monitor starren, wenn jemand etwas von einem will, sagt Hofert.