Mehr Freiheit im Job Flexible Arbeitszeit hat nicht nur Vorteile

Ludwigshafen (dpa/tmn) - Das Kind in Ruhe zur Kita bringen, abends noch etwas von zu Hause arbeiten und am Freitag lieber gar nicht: Flexible Arbeitszeitmodelle sind gerade in aller Munde - und klingen aus Arbeitnehmersicht zunächst sehr attraktiv.

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Mit flexiblen Modellen lässt sich Privates und Berufliches besser vereinbaren, sagt Professorin Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE). „Es gibt gesellschaftlich inzwischen ein größeres Bedürfnis danach, dass sich das gut ausbalancieren lässt.“

Zugleich hat die Flexibilität aber Schattenseiten - vor allem dann, wenn sie mit einer generellen Reduzierung der Arbeitszeit einhergeht. Denn dies bedeutet zwar mehr Freizeit, aber vielleicht auch ein leeres Konto: „Wenn ich weniger arbeite, bekomme ich natürlich auch geringeren Lohn.“ Zum Problem wird das vor allem mit Blick auf die Rente, warnte Rump: „Da stellt sich schon die Frage, ob solche flexiblen Arbeitszeitmodelle nicht nur etwas für Besserverdienende sind.“

Hinzu kommt die Angst vor einem Karriereknick: Wer nicht ständig da ist, wird vielleicht auch bei Beförderungen nicht berücksichtigt, ist die Befürchtung. Doch das müsse man differenziert sehen, sagt Rump: „Wir wissen aus der Forschung, dass vor allem Teilzeitmodelle bis etwa 70 Prozent und längere Auszeiten zu einem Karriereknick führen.“ Eine Reduktion auf 80 Prozent oder auf 28 Stunden hätte also eher keine Auswirkungen. Offen sei aber noch, ob sich Führungspositionen und Teilzeitbeschäftigungen vereinbaren lasse, sagt die Expertin.

Allerdings gibt es die Flexibilität auch ohne Teilzeit - zum Beispiel mit Vertrauensarbeitszeiten oder der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. „Da habe ich schon mehr Souveränität und Freiheiten, das ist klar“, sagt Rump, die auch Botschafterin der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) ist. „Gleichzeitig funktioniert das aber nur mit viel Organisationskompetenz und Disziplin.“

Anderenfalls droht die Ausbeutung - durch selbst gemachten Druck oder durch den Chef. Denn „flexibel“ sollte möglichst nicht „grenzenlos“ bedeuten. „Ich brauche Entscheidungskompetenz, bestimmte Aufgaben zu schieben oder wegzulassen - beziehungsweise den Mut, meinem Chef zu sagen, wenn mein Zeitkonto für heute voll ist“, warnt Rump.

In den meisten Branchen sind solche Modelle noch eher die Ausnahme als die Regel. Arbeitnehmer können die Flexibilität aber durchaus einfordern, findet die Expertin: „Das Gespräch über Arbeitszeitmodelle sollte Teil des Mitarbeitergesprächs sein.“ Ist das nicht der Fall, könne man es von sich aus auf die Agenda setzen, alleine oder zusammen mit dem Betriebsrat oder der Personalabteilung.

Das wird nicht überall erfolgreich sein. Generell ist es nach Ansicht von Jutta Rump aber nur eine Frage der Zeit, bis sich flexible Arbeitszeitmodelle weiträumig durchsetzen: „Je mehr Branchen unter dem Fachkräftemangel leiden und je mehr Arbeitnehmer das bei der Jobwahl für sich als Kriterium entdecken, desto weiter wird sich das verbreiten.“