Kündigungen: Was Vorgesetzte beachten sollten

Leipzig (dpa/tmn) - Für viele Chefs gehören Kündigungen zu den unangenehmsten Aufgaben. Denn ihren Angestellten zieht das oft den Boden unter den Füßen weg. Kündigungen sind ein massiver, negativer Eingriff ins Leben.

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Aus diesem Grund sollten Arbeitgeber genau überlegen, wie sie die Kündigung im Gespräch vermitteln. Das erklärt Gisela Mohr, emeritierte Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig.

Oft liegen die Ursachen in einer Umstrukturierung des Unternehmens - und damit nicht beim Arbeitnehmer selbst. Diesen Umstand sollte man entsprechend erklären. Auch auf die Frage „Warum gerade ich?“ sind Chefs in dem Fall lieber gefasst. „Sie sollten dafür eine sinnhafte Logik vermitteln“, erklärt Mohr. Konkret heißt das: transparent machen, nach welchen Kriterien die gestrichene Stelle ausgewählt wurde. Das können zum Beispiel die Einführung neuer Technologien oder die Veränderung des Produktangebotes sein.

Neben den Gründen für die Entlassung sollten Vorgesetzte Wertschätzung für den Mitarbeiter transportieren. „Ein knappes „Danke“ genügt nicht“, betont die Professorin. Konkrete Leistungen des Kollegen sollten gewürdigt werden. Zudem empfiehlt es sich, dem Mitarbeiter den Umbruch zu erleichtern. Dazu zählt eine ausreichende Kündigungsfrist, die zeitlichen Raum für die Suche nach einem neuen Erwerb lässt, sagt Mohr. Den scheidenden Mitarbeitern sollten freie Zeiten gewährt werden, wenn ein Bewerbungsgespräch für eine neue Stelle ansteht. Auch ein gutes Arbeitszeugnis ist hilfreich.

Nicht immer liegen die Kündigungsgründe im Unternehmen. Manchmal genügen die Leistungen des Arbeitnehmers nicht den Ansprüchen des Betriebs. Da es vor der Kündigung meist entsprechende Hinweise und damit Chancen zur Verbesserung für den Angestellten gab, sollten Arbeitgeber die Entscheidung mit klaren Worten begründen, so Mohr. „Schlechte Leistung lässt sich nicht schönreden. Man muss dann schon authentisch bleiben.“

Bei aller Offenheit sollten Arbeitgeber aber anständig und fair bleiben - und auch in so einem Fall im Anschluss den Arbeitnehmer möglichst beim Übergang unterstützen. Das sei auch im Interesse des Unternehmens. „Ein sauberes, geordnetes, wertschätzendes Verfahren senkt die Wahrscheinlichkeit von Sabotage durch den Gekündigten“, erklärt Mohr.

Für die Zeit zwischen Kündigung und letztem Arbeitstag gilt es, weiter respektvoll mit dem Kollegen umzugehen, den Übergabeprozess aktiv zu begleiten und dabei zu unterstützen.

Auch der Kollegenkreis ist in dem Zeitraum gefordert. „Sie sollten ihn weiter wie einen Kollegen behandeln“, sagt Mohr. Wer sich privat mit ihm trifft oder immer gemeinsam mit ihm Mittagpause macht, sollte klarmachen, dass das so bleibt, erläutert die Expertin. Die soziale Unterstützung ist wichtig: Bemerken sie, dass der Kollege dauerhaft traurig und geknickt wirkt, sollten sie ihn ansprechen und anbieten, darüber zu reden. Mohr betont: „Weggucken ist der falsche Weg.“