Sind Frauen in Führungspositionen erfolgreicher?
Frankfurt/Main (dpa) - Die Geldbranche hat das Thema Frauen entdeckt. Für manchen Profi-Anleger ist der Anteil von Top-Managerinnen in einem Unternehmen inzwischen ein Kriterium für die Investmententscheidung.
Die Börse Hannover führte im April einen „German Gender Index“ ein. Dieser umfasst 50 deutsche Firmen mit einem möglichst ausgewogenen Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat.
„Frauen tun Unternehmen gut“, sagt Manfred Köberlein aus der Geschäftsführung des Fondsanbieters Ampega in einem Interview. Sie würden ihre Entscheidungen stärker abwägen und langfristiger planen. Seit April bietet das Unternehmen einen Aktienfonds auf Basis des „ German Gender Index“ an. Ein möglichst ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen in den Topetagen ist allein allerdings keine Erfolgsgarantie an der Börse, wie Köberlein „Focus Money“ sagte. „Der Gender-Ansatz ist für uns ein wichtiges, aber zusätzliches Kriterium“.
Nach einer Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse schneiden Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat unter anderem besser bei der Eigenkapitalrendite ab - also dem Verhältnis von Gewinn und Kapitaleinsatz - und werden an der Börse vergleichsweise besser bewertet. Ausgewertet wurden die Daten von mehr als 3000 Firmen weltweit. Offen bleibt allerdings die Frage, was die Gründe sind, wie die Autoren einräumen. Beschäftigen erfolgreiche Unternehmen mehr Frauen? Arbeiten Managerinnen lieber für erfolgreiche Firmen oder verbessern Frauen selbst die Performance der Unternehmen?
Eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY kommt zu dem Ergebnis, dass die größten börsennotierten Unternehmen Europas mit weiblichen Vorstandsmitgliedern von 2005 bis 2010 bei Umsatz, Gewinn und Börsenwert im Schnitt besser dastanden als Gesellschaften ohne Frauen in der Topetage. „Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen automatisch bessere Führungskräfte sind oder reine Männer-Läden nicht sehr erfolgreich sein können“, stellt Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der EY-Geschäftsführung in Deutschland klar. „Der Frauenanteil ist ein Kriterium für eine moderne und innovative Unternehmenskultur. Moderne Unternehmenskulturen können erfolgreicher auf die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen reagieren“.
„Gemischte Teams können zu besseren Entscheidungen führen, weil Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Zwangsläufig ist das allerdings nicht“, sagt Kerstin Fehre. Die Wissenschaftlerin am Karlsruher Institut für Technologie untersuchte gemeinsam mit Kollegen, ob Frauen im Aufsichtsrat einen positiven Effekt auf die Unternehmensentwicklung haben.
Danach zeigten sich positive Folgen für Rendite und Bewertung an der Börse bei Unternehmen mit bestimmten Eigenschaften: Zum einen bei Firmen, die viele Mitarbeiterinnen beschäftigen. „Untersuchungen zeigen, dass Frauen durchaus Frauen fördern“, sagt Fehre. Zudem profitierten Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen vor allem an Privatverbraucher verkaufen. „Ein darüber hinausgehender undifferenzierter Effekt und übergreifender Effekt ist nicht nachweisbar“, heißt es in der Untersuchung „ Frauen in Führungspositionen, Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg“ aus dem Jahr 2011.
Bei der Besetzung der Aufsichtsräte kann bisher allerdings nur gut ein Fünftel der von der geplanten Frauenquote betroffenen Unternehmen genug weibliche Mitglieder vorweisen, so die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung jüngst. Insgesamt fehlten in den Kontrollgremien 171 Frauen. Ab 2016 ist bei Neubesetzungen in den Gremien von gut 100 Großunternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent vorgeschrieben.
Der Frauenanteil in Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland ist sogar zuletzt gesunken. EY zufolge sind derzeit 36 der insgesamt 667 Vorstandsposten mit Managerinnen besetzt. Das entspricht einem Anteil von 5,4 Prozent. Vor einem Jahr waren es 5,55 Prozent, 2013 noch mehr als 6 Prozent. Allerdings vollziehe sich ein „Mentalitätswandel“, sagt Grohnert. Immer mehr Unternehmen arbeiteten intensiv daran, dass mehr Frauen die Türen zu Führungestagen geöffnet würden.