Sicherheit vor Geld Studenten zieht es in den öffentlichen Dienst
Stuttgart (dpa) - Deutschlands Studenten setzen bei der Berufswahl stärker auf Sicherheit und einen Job beim Staat. Mehr als 40 Prozent halten mittlerweile einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst für attraktiv, wie die „Studentenstudie 2018“ des Beratungsunternehmens EY ergab.
In der vorangegangenen Befragung vor zwei Jahren waren es
noch 32 Prozent. Kultureinrichtungen (22 Prozent) und die
Wissenschaft (20 Prozent) folgen auf den Plätzen zwei und drei. Einen
Absturz von Platz drei auf acht in der Rangfolge erlebte die
Autoindustrie. Nur noch 8 Prozent der rund 2000 Befragten aus 27
Universitätsstädten in Deutschland halten die Branche für attraktiv.
Vor zwei Jahren waren es noch 22 Prozent.
Geld ist den Studenten seit der letzten Befragung zwar wichtiger
geworden. Das Gefühl, einen sicheren Job zu haben, überwiegt laut
Studie aber weiter deutlich. „Junge Berufsanfänger in Deutschland
haben während ihrer Studienzeit wirtschaftlich eigentlich nur eines
erlebt: Es ging immer weiter nach oben“, sagte der Leiter der
EY-Personalabteilung, Oliver Simon. Konjunktur rauf, Arbeitslosigkeit
runter, Fachkräfte dringend gesucht: „Hochschulabsolventen finden in
dieser Situation vergleichsweise einfach einen Job“, sagte er. „Daher
ist es schon verwunderlich, dass sie so auf Sicherheit bedacht sind
und offenbar das Risiko weitgehend scheuen.“
Allerdings sei die Unsicherheit in der Industrie auch sehr groß,
ganze Branchen seien im Umbruch. „Der öffentliche Dienst wirkt da wie
ein Hort der Beständigkeit inmitten des Umbruchs“, sagte Simon.
Einen Job beim Staat finden der Studie zufolge vor allem Juristen und
Geisteswissenschaftler attraktiv. Die Mehrheit unter den
Wirtschaftswissenschaftlern hingegen wünscht sich einen Job in einem
Beratungsunternehmen oder bei Wirtschaftsprüfern. Ingenieure wiederum
begeistern sich hauptsächlich für die IT- und Softwarebranche. Vor
allem hier büßt die Autoindustrie immens an Zuspruch ein.
Dass der öffentliche Dienst bei Studenten mit überdurchschnittlichen
Studienleistungen sogar noch stärker an Attraktivität gewonnen hat
als im Durchschnitt, hält EY-Personalchef Simon zwar für erfreulich.
Die Innovationen, die Deutschland weltweit so erfolgreich gemacht
hätten, entstünden aber in der freien Wirtschaft. „Die Unternehmen
sollten sich Gedanken darüber machen, wie sie weiter für
Berufsanfänger attraktiv sein können“, sagte Simon. „Geld alleine
reicht dafür nicht.“