Praxiserfahrung sammeln Von Arbeitszeit bis Abbruch: Wichtiges rund ums Praktikum
Überlingen (dpa/tmn) - Praktika sind in vielen Studiengängen Pflicht. Und selbst ohne Zwang nutzen viele Studierende ihre vorlesungsfreie Zeit, um den Arbeitsalltag kennenzulernen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:
Warum sind Praktika sinnvoll?
„Ein Praktikum dient vor allem dazu, praktische Arbeitserfahrungen zu sammeln, die im eher theoretischen Studium nicht vermittelt werden“, erklärt Birgit Adam. Sie ist Autorin des Ratgebers „Chance Praktikum“ der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im besten Fall lernt man in einem Praktikum den ganz normalen Arbeitsalltag kennen, sagt sie. Praktika sind zudem eine gute Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen.
Wo finde ich das richtige Praktikum?
Jutta Boenig empfiehlt dafür vor allem Messen. Denn dort können Interessenten direkt mit einem Unternehmen in Kontakt kommen, erklärt die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK). Alternativ wenden sie sich ans Career Center ihrer Hochschule. Gerade für Geisteswissenschaftler lohnt sich auch ein Blick in die Newsletter von Unternehmen, auch Plattformen wie Xing und Linkedin können weiterhelfen.
Worauf kommt es in der Bewerbung und beim Vorstellungsgespräch an?
„Ganz klar: Man muss über die Firma Bescheid wissen, bei der man sich bewirbt“, sagt Boenig. Bewerber sollten in ihren Unterlagen und dem Gespräch außerdem ihre Persönlichkeit und ihre Motivation zeigen sowie möglichst den Mehrwert, den sie für das Unternehmen mitbringen.
Bekomme ich Geld für ein Praktikum?
Generell gilt der Mindestlohn von 8,84 Euro auch für Praktikanten. Es gibt aber Ausnahmen: Handelt es sich etwa um ein Pflichtpraktikum im Rahmen des Studiums, müssen Unternehmen keinen Mindestlohn zahlen. Was für ihr Praktikum gilt, können Studierende mit einem Online-Testdes Bundesarbeitsministeriums herausfinden.
Welche Rechte habe ich?
Für Praktikanten gilt wie für andere Arbeitnehmer auch das Arbeitszeitgesetz: Pro Tag dürfen sie demnach höchstens acht, in Ausnahmefällen auch bis zu zehn Stunden arbeiten, dazu kommt ein grundsätzliches Recht auf Pausen. Und wie andere Arbeitnehmer haben Praktikanten ebenfalls das Recht auf ein qualifiziertes Zeugnis.
Bin ich während meines Praktikums versichert?
Wie und in welcher Form man im Praktikum sozialversicherungspflichtig wird, hängt nicht nur vom Verdienst ab. Auch hier macht es einen Unterschied, ob das Praktikum Pflicht oder freiwillig ist, erklärt Adam. Es lohnt sich also, vorher beim Arbeitgeber nachzufragen. Immer Pflicht ist dagegen die Krankenversicherung. „Hier empfiehlt es sich, die Versicherungslage vor Beginn eines Praktikums mit der jeweiligen Krankenkasse durchzusprechen“, rät Adam deshalb.
Was muss ich zum Start ins Praktikum beachten?
„Am ersten Tag gilt: gucken, gucken, gucken“, sagt Boenig. „Besserwisser kommen in keinem Betrieb gut an. Deshalb sollte man sich mit Sätzen wie „Das habe ich in der Uni ganz anders gelernt“ zurückhalten.“ Fragen seien dagegen schon erwünscht.
Was, wenn es gar nicht läuft - abbrechen?
„Durchhaltevermögen ist im Praktikum schon gefragt“, sagt Boenig. „Man sollte sich auf den Betrieb einlassen und kann immer etwas lernen.“ Trotzdem kann es vorkommen, dass ein Praktikum überhaupt nichts ist und man abbrechen möchte. Vorsicht: Während freiwillige Praktika auch bei der Kündigung wie normale Arbeitsverhältnisse behandelt werden, sind Studenten im Pflichtpraktikum zusätzlich an die Studienordnung gebunden. Deshalb sollten sie sich laut DGB bei einem Abbruch mit ihrem Studierendensekretariat in Verbindung setzen.