Was der Abschluss wert ist: Gehälter von Absolventen

Hamburg/Jork (dpa/tmn) - Geht es Hochschulabsolventen nur ums Geld, sollten sie promovieren. Und dann bei der Bank einsteigen. Das sagt zumindest die Statistik. Vom Gehalt allein sollten Absolventen die Jobwahl aber nicht abhängig machen.

Das raten sogar Gehaltscoaches.

Christina Parys* kann sich nicht erinnern, dass sie bis zum September schon oft über Geld nachgedacht hätte. Im September ist die 25-Jährige nach sechs Monaten aus Kanada zurückgekommen. Diese Reise war ihre Belohnung für das erste juristische Staatsexamen, das sie zuvor bestanden hat. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland durchforstet sie nun die Online-Börsen auf der Suche nach einem Jobangebot, weil sie nicht ins Referendariat will. Und seitdem denkt sie ziemlich oft über Geld nach und die Frage, wie viel ihr Abschluss auf dem Markt wert ist. „Ich hab' keine Ahnung, wie viel ich verlangen kann“, sagt sie. „Und ich habe auch überhaupt keine Idee, was die anderen bekommen.“

Mit dieser ahnungslosen Haltung zum Thema Gehalt ist Christina Parys nicht allein. „Die meisten Studenten sind nach ihrem Abschluss unsicher, was sie in ihrem ersten Job verlangen können“, sagt der Gehaltscoach Martin Wehrle aus Jork. Denn ums Gehalt geht es an der Universität meist nicht. Dabei lässt sich - statistisch gesehen - ganz leicht herausfinden, wer was verdient.

„Mal angenommen, es geht nur ums Geld: Dann ist eigentlich völlig klar, was Hochschulabsolventen machen sollten“, sagt Heike Friedrichsen von PersonalMarkt, die Gehaltsdaten von Arbeitnehmern sammeln und auswerten. „Sie sollten ein ingenieur-, natur- oder wirtschaftswissenschaftliches Fach studieren, promovieren und in die Industrie gehen“, so Friedrichsen, die mehrere Ratgeber zum Thema Gehalt geschrieben hat. Geistes- und Sozialwissenschaftler bereiten sich dagegen besser auf finanziell laue Zeiten vor.

Schaut man sich die Gehälter allein nach Hochschulabschlüssen an, verdienen die Doktoren unter den Hochschulabsolventen am meisten. „Mit einer Promotion steigt man im Durchschnitt mit 50 000 Euro brutto im Jahr ein“, sagt Friedrichsen. „Allerdings startet man dort auch meistens deutlich später ins Berufsleben.“ Ein Master-Abschluss bringt etwa 42 000 Euro brutto im Jahr. Und die Bachelor-Absolventen verdienen im Durchschnitt 36 000 Euro brutto im Jahr.

Schaut man sich die Branchen an, würde Parys als Hochschulabsolventin in einer Bank am meisten verdienen. „Dort steigt man mit 40 000 und mehr brutto im Jahr ein“, sagt Friedrichsen. Ebenso gut zahlten Unternehmensberatungen, die Chemiebranche, die Pharmaindustrie, die Energiewirtschaft, der Maschinenbau oder die Stahlindustrie, zählt Friedrichsen auf. „Wichtig ist es, sich eine wirtschaftlich erfolgreiche Branche auszusuchen.“

Schaut man sich die Gehälter allein nach Studienrichtung an, hätte Claudia Parys besser Medizin studiert. „Die Mediziner sind mit einem Anfangsgehalt von 46 000 Euro im Jahr die Topverdiener“, sagt Friedrichsen. Dann kämen die Ingenieure (44 000 Euro), Naturwissenschaftler (43 000 Euro), Juristen (42 000) und Wirtschaftswissenschafter (41 000 Euro).

Mit diesen statistischen Daten an der Hand kann Parys ihre Verdienstmöglichkeiten einschätzen. Doch letztendlich, sagt Gehaltscoach Martin Wehrle, könnten sie immer nur Anhaltspunkt sein. Alleiniges Kriterium bei der Berufswahl sollten die Gehaltsaussichten nicht sein. „Am Ende verdient jemand immer in dem Beruf am meisten, wo man die größte Leidenschaft an den Tag legt.“

Literatur:

- Friedrichsen, Heike: Die erfolgreiche Gehaltsverhandlung. Wichtige Tipps für Einsteiger, Aufsteiger und Umsteiger, 125 S., Cornelsen-Verlag, 6,95 Euro, ISBN-13: 9783411863341

- Wehrle, Martin: Geheime Tricks für mehr Gehalt - Ein Chef verrät, sie Sie Chefs überzeugen, 221 S., Econ Verlag, 20 Euro, ISBN-13: 9783430195423