Wie Alt und Jung im Job harmonieren
Hamburg (dpa/tmn) — Altersgemischte Teams sind kreativer und innovativer, sagen Experten. Doch die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt ist nicht immer leicht. Oft prallen verschiedene Ansichten aufeinander.
Worauf müssen Mitarbeiter achten, damit die Teamarbeit klappt?
Junge Mitarbeiter punkten mit aktuellem Fachwissen und frischen Ideen. Die älteren Kollegen haben dagegen die Erfahrung, um Projekte umsichtig planen zu können. Arbeiten Jung und Alt im Team zusammen, ergänzen sich im Idealfall ihre Fähigkeiten. Die Folge sind oft bessere Ergebnisse, als wenn alle Mitarbeiter im gleichen Alter sind. Zahlreiche Unternehmen haben das bereits erkannt und setzen auf Altersvielfalt. Doch die Zusammenarbeit zwischen den Generationen ist nicht immer leicht.
„Je kreativer und innovativer ein Arbeitsbereich ist, desto sinnvoller und auch effektiver sind heterogene Teams“, sagt Amina Özelsel, Arbeitspsychologin in Hamburg. Unterscheiden sich Mitarbeiter hinsichtlich ihres Alters, ihres Geschlechts und ihrer Kultur, bringe das in ein Team verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Qualifikationen.
Das hat auch das Hightech-Unternehmen Microtec aus Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz erkannt. Die Geschäftsführung setzte nach der Gründung 1996 zunächst auf Teams mit homogener Altersstruktur - die meisten Mitarbeiter waren zwischen 25 und 40 Jahre alt. Doch schnell stellte die Firma ganz gezielt ältere Ingenieure und Meister ein. Die altersgemischten Teams entpuppten sich als innovativer. Das brachte nicht nur wirtschaftlichen Erfolg: 2012 zeichnete die Antidiskriminierungsstelle des Bundes das Unternehmen mit dem ersten Platz des Wettbewerbs „Erfolg kennt kein Alter“ aus.
Allerdings bergen altersgemischte Teams auch ein enormes Reibungspotenzial, warnt Svenja Hofert, Karriereberaterin in Hamburg. Zu Themen wie Arbeitsstil, Umgangsformen oder Hierarchie gibt es in den Generationen oft ganz unterschiedliche Ansichten. Während viele Jüngere zum Beispiel einen eher informellen Ton pflegen, sind Ältere es häufig förmlicher gewohnt.
„Natürlich besteht die Gefahr, dass sich die älteren Mitarbeiter von den jüngeren an die Seite gedrängt fühlen“, sagt Theo Bergauer, Karrierecoach aus Waldsassen in Bayern. Gleichzeitig hätten Jüngere schnell den Eindruck, dass sie von den Älteren ausgebremst werden. Dagegen helfe nur, dass jeder sein Verhalten kritisch selbst hinterfragt.
Bergauer rät erfahrenen Mitarbeitern, sich nicht auf den schon verdienten Lorbeeren auszuruhen. Für sie seien die frischen Ideen der Jungen häufig einfach unbequem. „Da muss man sich schon aus seiner Komfortzone, in der man sich möglicherweise jahrzehntelang eingerichtet hat, herausbewegen“, so Bergauer. Ältere Arbeitnehmer sollten sich fragen, was sie noch erreichen wollen und wie sie ihre Qualitäten einbringen können.
Ein Problem sind für viele Jüngere die hierarchischen Strukturen in Unternehmen, sagt Hofert. „Da sitzen oft eingefleischte Alpha-Tierchen, die sich nicht gerne etwas von jüngeren Kollegen sagen lassen“, sagt sie. Wenn seit 30 Jahren die Platzhirsche in einem Team sitzen, komme ein junger Kollege mit neuen Ideen häufig nicht weiter. Im schlimmsten Fall helfe da nur, das Team zu wechseln, lautet ihr Rat.
„Nassforsch darf man als junger Kollege natürlich nicht auftreten“, sagt Bergauer. Dennoch empfiehlt der Experte jüngeren Kollegen, durchaus bestimmt zu sein. Wenn ein älterer Mitarbeiter sich etwa weigert, ein neues Computerprogramm zu lernen und den Jüngeren um Hilfe bitte, helfe nur eine freundliche, aber entschiedene Reaktion. In so einem Fall sei es gut, die Arbeit einmal oder zweimal zu erklären - und dann den Älteren sich selbst zu überlassen.
Arbeitspsychologin Özelsel sieht in altersgemischten Teams die Gefahr der Grüppchen-Bildung: „Schnell tun sich da jeweils die Jüngeren und die Älteren zusammen“, weiß sie. Das kann zwar schlecht für das Arbeitsklima sein, muss aber es aber nicht. Denn ob die Zusammenarbeit gelingt, hängt vor allem davon ab, wie viel Toleranz und Wertschätzung die Kollegen einander entgegenbringen: „Dafür muss man die Perspektive des anderen als wertvoll ansehen und nicht als altmodisch oder eben zu modern abtun“, sagt Hofert. Um so eine Haltung sollte sich jeder Kollege bemühen.
Dabei ist der Chef gefragt, so Hofert. Ob ein Klima der Toleranz herrscht, hängt auch davon ab, ob er die Mitarbeiter unterschiedlichen Alters gleich behandelt. Damit kein Neid entsteht, sollte er Angebote wie Weiterbildungen Mitarbeitern aller Altersgruppen gleichermaßen anbieten.
„Im Idealfall lernt Jung von Alt und Alt von Jung, ohne die eigene Perspektive als die einzig richtige anzusehen“, sagt Bergauer. Einfach sei das nicht, aber notwendig, damit Firmen auf innovative Ideen kommen.