Wie werde ich...? Automobilkaufmann

Bonn/Stuttgart (dpa/tmn) - Ob im Autohaus oder beim Hersteller: Automobilkaufleute sind die Allrounder der Kfz-Branche. Sie müssen gut kalkulieren können und brauchen technisches Verständnis.

Wenn ein Kunde das Autohaus betritt, geben sie Gas: Automobilkaufleute sind überall gefragt, wo es um den Verkauf und Finanzfragen im Kfz-Gewerbe geht. Sie beraten Kunden, die einen Wagen kaufen wollen. Oder sie in der Buchhaltung tätig, kalkulieren Preise und bestellen Ersatzteile. Das verlangt ein Faible für Zahlen, aber auch für Technik. Wichtig ist die Bereitschaft, stets dazuzulernen. Denn mit dem Fortschritt ändern sich die Dinge in der Autobranche schnell.

„Der Automobilkaufmann weiß im ganzen Autohaus Bescheid“, sagt Andrea Zeus vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrgewerbe (ZDK) in Bonn. Hauptsächlich sind die Fachleute im Büro tätig. Zu ihren Einsatzgebieten gehören aber auch Werkstatt und Ersatzteillager. Geborene Verkaufstalente müssen Automobilkaufleute nicht sein. Ihr Aufgabengebiet beschränke sich eher auf die kaufmännische und organisatorische Vor- und Nachbereitung des Fahrzeugverkaufs und die Beratung.

Wer sich etwa bei großen Autobauern wie BMW, VW oder Daimler um eine Lehrstelle bewirbt, muss aber gut mit Menschen umgehen können. „An Kundenkontakt sollte man Spaß haben“, sagt Claudia Schatka, die für die Ausbildung bei der Daimler AG verantwortlich ist. Service wird in dem Beruf großgeschrieben. Ein gepflegtes Äußeres und gute Umgangsformen sind ein Muss. Außerdem wird eine freundliche und offene Art erwartet. Daneben ist Interesse an Fahrzeugtechnik gefragt. „Man muss aber kein Auto-Freak sein.“

Für viele ist ein Auto zudem mehr als ein Haufen Blech. Kunden müssen sich daher auch emotional angesprochen fühlen - eine Aufgabe für Automobilkaufleute im Marketing. Dabei gelte es, Kunden zu erreichen und zu binden, erklärt Zeus. Vom „Familientag“ im Autohaus bis zur neu gestalteten Webseite reichen die Mittel, mit denen die Kaufleute dies versuchen.

Von Bewerbern für die dreijährige Ausbildung werden neben guten Schulleistungen in Mathe, Deutsch und Englisch oft ein guter Realschulabschluss oder das Abitur erwartet. „Sonst sind die Inhalte kaum zu bewältigen“, erklärt Stefan Haase, Geschäftsführer der Kfz-Innung Ostthüringen in Gera.

Schwerpunkt der Ausbildung sind kaufmännische Inhalte, ergänzt Silvia Annen vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Lehrlinge befassen sich mit dem Vertrieb und der kaufmännischen Steuerung. Daneben werden speziell auf die Autobranche zugeschnittene Themen wie Finanzdienstleistungen und Serviceleistungen behandelt.

Ein typischer Tagesablauf in der Lehre beginnt etwa im Kundendienst. Später geht es in die Reparaturauftragsabteilung, wo Aufträge im Back-Office bearbeitet werden. „Holt der Kunde abends sein Fahrzeug ab, kassiert der Auszubildende nicht nur die Rechnung, sondern kann auch erklären, wie sie sich zusammensetzt“, erläutert Claudia Schatka.

Nach der Gesellenprüfung sind die Chancen auf eine Übernahme gut, hat Andrea Zeus beobachtet. Jobs bieten Autohäuser, aber auch Hersteller, Importeure und Zulieferer, erklärt Silvia Annen. Darüber hinaus sind Automobilkaufleute nach Angaben der Bundesarbeitsagentur bei Auto- oder Lkw-Verleihern tätig. Weitere Einsatzfelder bieten Versicherungen und Banken, die auf Auto-Leasing spezialisiert sind.

Um im Berufsalltag zurechtzukommen, müssen die Fachleute immer auf dem neuesten Stand sein, sagt Zeus. Von der Technik der Fahrzeuge über gesetzliche Richtlinien bis hin zu Finanzierung und Garantieleistungen - „alle aktuellen Entwicklungen der Fahrzeugbranche müssen Automobilkaufleute kennen“.