Wie werde ich...? Landmaschinenmechatroniker/-in
Borken/Essen (dpa/tmn) - Traktoren, Mähdrescher und Frontlader: Ohne sie läuft bei der Ernte gar nichts. In der Bauwirtschaft sind Maschinen unverzichtbar, die schweres Baumaterial befördern. Für Wartung und Reparatur sind Land- und Baumaschinenmechatroniker zuständig.
Draußen ist es sonnig und warm. Doch in drei Tagen soll es regnen. Die Landwirte haben es eilig - das Wetter muss genutzt werden, um Gerste und Raps zu ernten. Mit ihren Mähdreschern fahren sie über die Felder. Plötzlich bleibt einer davon stehen - ein Fall für den Landmaschinenmechatronikers. „Gerade zu Erntezeiten können solche Einsätze auch schon mal nachts oder am Wochenende vorkommen“, sagt Lisa Seggewiß. Die 20-Jährige ist im zweiten Ausbildungsjahr als Land- und Baumaschinenmechatronikerin bei der Firma Heselhaus im münsterländischen Borken-Rhedebrügge.
Schon unzählige Male hat sie geholfen, zum Beispiel einen streikenden Ackerschlepper wieder in Gang zu bringen. „Manchmal ist der Fehler mit einer neuen Dichtung oder mit einem neuen Schlauch behoben“, erklärt sie. Aber fällt in einer Maschine beispielsweise ein Stromsensor aus, muss mit Hilfe eines Messgerätes herausgefunden werden, wo genau die Stelle ist. „Es ist einfach toll, wenn man als Lehrling einen Fehler in einem komplexen System findet und das Problem ganz alleine gelöst hat“, sagt Lisa Seggewiß.
Die 20-Jährige ist eine der wenigen Frauen, die den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers lernen. Eine Ausbildung in diesem Bereich haben im vergangenen Jahr rund 2200 junge Leute begonnen. „Gerade mal 0,55 Prozent der Azubis sind weiblich“, sagt Ulrich Beckschulte vom LandBauTechnik Bundesverband in Essen. Er ermuntert Frauen ausdrücklich, sich zu bewerben: „Gut ausgebildete Leute, egal ob Frauen oder Männer, werden händeringend gesucht.“
Erwartet wird von den Berufsanfängern viel Technikverständnis. „Sie müssen bereit sein, den Umgang mit modernen Messgeräten ebenso zu lernen wie den mit großen Werkzeugen“, erklärt Michael Assenmacher vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Hohes Verantwortungsbewusstsein ist wichtig: Wer eine der zum Teil mehrere 100 000 Euro teuren Maschinen leichtfertig wartet oder repariert, setzt viel aufs Spiel - Zeit und Geld.
Fehler-Analysen bei Maschinen werden immer häufiger über Laptop oder Kontrollgeräte vorgenommen. Diese Entwicklung ist auch bei der Novellierung der Ausbildungsordnung berücksichtigt worden, die seit 1. August in Kraft ist. Der Beruf heißt nun auch Mechatroniker, nicht mehr Mechaniker wie zuvor. Die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule dauert dreieinhalb Jahre. Die Azubis lernen Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen zu warten und zu reparieren.
„Raus muss man auch bei Wind, Regen und Schnee“, sagt Lisa Seggewiß. Ob Bagger, Pflüge oder Düngemaschinen - solche und andere Geräte werden auf Funktionsfähigkeit und Verschleiß überprüft. Streikt die Maschine, müssen Fehler- und Störungsdiagnosen erstellt - und die Fehler dann behoben werden.
Nach der Ausbildung arbeiten die Fachkräfte bei Herstellern der Maschinen, in deren Werkstätten sowie bei Servicedienstleistern. Der Verdienst in der Branche ist regional sehr unterschiedlich. In der Bauindustrie kann das Einkommen höher ausfallen als im Handwerk.
Im Handwerk geht die Ausbildungsvergütung bei 493 Euro im ersten und 664 Euro im vierten Jahr los, je nach Region und Tarifgebiet variiert sie aber erheblich. Das Einstiegsgehalt eines ausgelernten Gesellen liegt nach Erhebungen von LandBauTechnik im Schnitt bei um die 2360 Euro. „Als Azubi verdient man nicht gerade viel“, sagt Lisa Seggewiß. Aber es geht ja schließlich darum, etwas zu lernen. Und der Spaß, den sie dabei hat, findet sie „einfach unbezahlbar“.