Wie werde ich...? Schönheitschirurg

Karlsruhe (dpa/tmn) - Bauch, Busen, Po: Wer hier etwas machen lassen möchte, geht zum Schönheitschirurg. In der Öffentlichkeit haben die Ärzte oft einen schlechten Ruf. Wer in den Bereich gehen will, darf sich daran nicht stören.

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Modell Micaela Schäfer hat sich ihre Brüste vergrößern lassen - und steht dazu. Wenn sie in Fernsehshows wie „Dschungelcamp“ ihre sehr aufrechten Brüste vor sich herträgt, denkt sich mancher Zuschauer: Die spinnen, die Busenwunder. Genau wie alle Schönheitschirurgen, die so etwas machen.

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Bernd Loos, 43, kennt das. Er ist plastisch-ästhetischer Chirurg. Das Wort Schönheitschirurg kann er nicht leiden. Wird er so bezeichnet, schwingt häufig die Meinung mit: Das ist kein richtiger Arzt. Der operiert gesunde Menschen. „Das ist einer der Nachteile an unserem Beruf, dass in den Medien ein falsches Bild vermittelt wird.“ Schönheitschirurg ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Auch etwa ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt darf sich so nennen. Eine spezielle Ausbildung haben Fachärzte der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Sechs Jahre dauert die Facharztausbildung.

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In der Plastischen Chirurgie gibt es vier Hauptrichtungen, die alle Teil dieser Ausbildung sind. In der rekonstruktiven Chirurgie geht es zum Beispiel darum, angeborene Fehlbildungen zu korrigieren. In der Handchirurgie beschäftigen sich die Ärzte mit Fehlbildungen der Hand. In der Verbrennungschirurgie sind die Behandlung von Brandwunden Thema. Schließlich gibt es die eigentliche ästhetische Chirurgie, die oft über das rein Funktionale hinausgeht. Das sind Eingriffe, die nicht immer zwingend medizinisch notwendig sind.

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Zur Facharztausbildung gehört auch, zum Beispiel abgetrennte Körperteile wie einen Finger wieder anzunähen. Jeden Nerv, jeden Knochen, jeden Muskel müssen die Fachkräfte dann wiederherstellen. Das ist Kleinstarbeit. „Oft geht es um ganz feine Nerven und Blutgefäße“, erklärt Prof. Jutta Liebau. Sie ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Angehende Chirurgen sollten gerne mit dem Messer arbeiten, sagt Helge Jens. Er ist im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Den großen Vorteil der Arbeit sieht er in der Vielfalt der Eingriffe: „Andere Fachärzte beschäftigen sich ein Leben lang mit ein und derselben Körperregion. Bei uns kommt fast alles vor, von der Haarverpflanzung bis zum amputierten Zeh.“

Ausbildungsplätze für die Facharztausbildung gibt es nur begrenzt. Wer einen bekommt, hat aber gute Berufsaussichten, sagt Jens. Die Operationszahlen stiegen leicht an. Die Gehälter sind gut. Laut Tarifvertrag erhält ein Berufseinsteiger im öffentlichen Dienst mehr als 4200 Euro. Hinzu kommen Zulagen. Bernd Loos verweigert manchmal Eingriffe. Das ist der Fall, wenn Frauen Busenwunder werden wollen oder er eine Verhaltensstörung zu erkennen glaubt. Meistens aber kommen die Patienten erst zu ihm, wenn sie lange mit sich gehadert haben. Das Schönste am Beruf sei, schnell das Ergebnis zu sehen und viel positives Feedback zu bekommen. Er weiß, dass ästhetische Eingriffe noch immer ein Tabu sind. Aber er hofft auf mehr Verständnis in der Öffentlichkeit. Die durchschnittliche Patientin sei kein Busenwunder.