Wie werde ich...? Tänzer

Berlin (dpa/tmn) - Kaum eine Laufbahn ist so rasch vorbei wie die von Tänzern. Oft ist mit 35 Jahren Schluss. Wer klug ist, schmiedet daher rechtzeitig einen Plan für die Karriere nach der Karriere. Idealerweise macht man neben der harten Ausbildung das Abitur.

Der Kinofilm „Black Swan“ hat den Tänzerberuf wieder einmal ins Rampenlicht gerückt. Der Streifen zeigt neben den Teenagernöten von Protagonistin Nina Sayers realistische Seiten des Berufs. Tänzer brauchen Disziplin, Training und Kreativität, um auf der Bühne bestehen zu können. Die Ausbildung zum Tänzer ist in den vergangenen Jahren transparenter geworden - einfacher aber nicht.

Berufstänzer setzen entweder Choreographien um oder entwickeln mit den Probenleitern eigene Entwürfe. Öfter als früher vermischen sich auf der Bühne klassische und moderne Tanzstile. Das verlangt den Tänzern einiges ab. „Geist und Körper arbeiten weniger getrennt als früher“, sagt Jason Beechey und meint, dass die natürlichen Bewegungen des Körpers mehr als früher beachtet werden. Er ist Rektor der Palucca Schule, einer Hochschule für Tanz in Dresden, und Sprecher der Ausbildungskonferenz Tanz, welche die elf staatlichen Ausbildungseinrichtungen für professionellen Tanz in Deutschland vertritt.

Jede Tanzschule pflegt ihr Profil. Die Schwerpunkte liegen bei der Klassik, der Moderne oder einer Mischung. Auf den Stundenplänen stehen klassischer Tanz, Technik, Rhythmik oder etwa Improvisation. Vermittelt werden Kenntnisse über Tanz, Kunst, Architektur und Film. Die Palucca-Schule ist die einzige auf Tanz spezialisierte Hochschule in Deutschland. An den anderen Häusern ist Tanz eine unter anderen Kunstarten. Der Wechsel zwischen den Einrichtungen ist für Schüler leichter als früher. Mitunter empfehlen Schulen einander Talente, berichtet Jason Beechey. Elevenprogramme oder Kooperationen für Nachwuchskünstler existieren in Dresden, Hamburg, Stuttgart und Mannheim.

Manche Eltern hadern, wenn ihr Kind den Tanz wählt. Doch Professor Jason Beechey ermutigt sie. „Wenn ein Kind die Passion für Tanz erkennen lässt, geben Sie ihm die Chance, seine Leidenschaft zum Erblühen zu bringen“, appelliert er.

Der Erfolg wiegt die Widerstände auf, sagt Robin Jung aus Berlin. Er tanzt im Elevenprogramm der Semperoper Dresden. „Jeder Auftritt ist voll Emotionen“, schwärmt der 21-Jährige. Als Quereinsteiger kam er in der neunten Klasse an die Palucca-Schule.

Berufsstarter finden bei Kompagnien oder in der freien Szene Arbeit. Eine Berufungskommission hat beim Engagement oft das letzte Wort. Glück und Kontakte braucht es auch. „Die Tanzwelt ist sehr subjektiv“, drückt es Jason Beechey aus und weist damit darauf hin, dass in seinem Metier vieles Geschmackssache ist. In Osteuropa winken momentan lukrative Stellen. Ein Grund dafür liegt Beechey zufolge in den gestiegenen Gagen osteuropäischer Häuser. Kurz nach der Wende kamen mehr Tänzer aus Osteuropa nach Deutschland als umgedreht.

Bei Vertragsschluss ist Vorsicht geboten. Theater unterliefen zunehmend tarifliche Regelungen, warnt Jörg Löwer von der Bühnengenossenschaft. Viele Anfänger wüssten auch nicht, dass ein Vertrag als Gruppentänzer höher dotiert ist als ein Solovertrag.

Die Jahre auf der Bühne sind gezählt. Verletzungen können das Aus bedeuten. Ab 35 naht das Ende der Karriere. Dann zweifeln Tänzer oft an ihrer Zukunft. Sie müssen nach kurzer Laufbahn von vorn anfangen. Die neu gegründete „Stiftung TANZ - Transition Zentrum Deutschland“ mit Sitz im Berlin leistet hier Hilfe. Mit dem Abitur lässt sich ein Studium draufsatteln - etwa in Choreografie oder Tanzpädagogik. Andere werden Pilates- oder Yogalehrer.

Interessierten sich früher vor allem Mädchen für den Beruf, holen Jungen allmählich auf. Vier von zehn Fünftklässlern an der Paluccaschule in diesem Schuljahr sind Jungen. „Mein Traum sind 50 Prozent“, sagt Jason Beechey.