Heiliges Blechle Wie werde ich Verfahrensmechaniker/in für Metall?
Duisburg (dpa/tmn) - Nirgendwo darf ein Kratzer oder eine Delle sein. Fabian Maßeling muss die dünnen Bleche, die er über eine Fertigungsanlage aus Stahl gewalzt hat, genau prüfen.
Der 23-Jährige ist Auszubildender bei Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg. Die Bleche, die er herstellt, sind für die Autoindustrie gedacht. „Die Stücke müssen, wenn sie die Halle verlassen, tadellos sein“, sagt er.
Qualitätskontrolle ist ein wichtiger Teil des Berufs „Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie mit der Fachrichtung Stahlumformung“, den Maßeling erlernt. Aber im Alltag fallen noch viele weitere Aufgaben an. Stahl wird schließlich nicht nur zu Blechen, sondern unter anderem auch zu Platten, Trägern oder Rohren verarbeitet. „Dafür müssen große Anlagen eingerichtet, gesteuert und überwacht werden“, erläutert Thorsten Thörner von der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf.
So werden etwa Walzen in den Maschinen montiert. Dabei helfen Hebewerkzeuge, Bewerber brauchen aber trotzdem gute körperliche Kondition. Denn fertige Teile müssen mitunter per Hand gehoben und verladen werden. Eine bestimmte Schulausbildung ist für den Beruf des Verfahrensmechanikers nicht vorgeschrieben. Überwiegend stellen die Unternehmen nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl aber Bewerber mit mittlerer Reife ein. Teamgeist ist unerlässlich, auch Technik-Begeisterung und Lernbereitschaft müssen Bewerber mitbringen. Die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule dauert dreieinhalb Jahre.
Die Produktionsstätten werden zunehmend über Computer gesteuert. Diese Digitalisierung ist nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auch einer der Gründe, warum ab dem 1. August 2018 eine neue Ausbildungsordnung gilt. Damit ändert sich die Berufsbezeichnung. Aus dem Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie wird dann der Verfahrenstechnologe Metall.
Alles wird in Zukunft aber nicht per Computer ablaufen. Verfahrensmechaniker oder -technologen müssen auch in Zukunft in der Lage sein, die Anlagen manuell zu bedienen, sagt Thörner. Denn erstens können die Computer auch einmal ausfallen. Zweitens sind viele Anlagen in der Stahlindustrie seit vielen Jahren im Einsatz und damit noch nicht auf die digitale Welt ausgerichtet.
Die großen Maschinen in den Produktionshallen fand Maßeling zunächst gewöhnungsbedürftig. „Angst davor habe ich keine, eher Respekt“, sagt er. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: die Schichtarbeit. Dafür ist die Ausbildungsvergütung vergleichsweise gut. Sie liegt laut Wirtschaftsvereinigung Stahl je nach Ausbildungsjahr zwischen 850 Euro und 1000 Euro. Hinzu kommen Zuschläge für die Schichtarbeit.
Nach der Ausbildung sind Verfahrensmechaniker der Hütten- und Halbzeugindustrie mit der Fachrichtung Stahl-Umformung etwa für die Elektro-, Medizin- und Feinwerkindustrie tätig. Sie stellen Schmiede-, Press- oder Stanzteile oder Zubehör und Bauteile für Fahrzeuge her. Die Einstiegsgehälter liegen ungefähr zwischen 2400 und 3000 Euro brutto, sagt Thorsten Thörner. Die genaue Höhe des Einkommens ist auch hier abhängig von Schichtarbeits-Zuschlägen.
Wer nach der Ausbildung weiterkommen will, kann beispielsweise Industriemeister in der Fachrichtung Hüttentechnik werden. Dieser Karriereschritt ist eventuell auch für Maßeling eine Option. Was ihm an der Ausbildung sonst noch gefällt? „Man lernt Dinge, für die man auch zu Hause prima Verwendung hat“, erzählt er. Zur Grundausbildung gehört zum Beispiel das Sägen. „So konnte ich mir daheim die Küchenmöbel passgenau zurechtsägen.“