Zu viel Stress im Job: Rechtzeitig Chef ansprechen

Berlin (dpa/tmn) - Viele Berufstätige sind überlastet, immer öfter hört man vom „Burnout“. Die IG Metall warnt jetzt vor der „Zeitbombe Arbeitsstress“. Für Arbeitnehmer gilt: Wenn sie nicht mehr wissen, wie sie ihr Pensum schaffen sollen, müssen sie dringend aktiv werden.

Stress muss nicht schlimm sein. Doch zu viel davon macht krank. Die IG Metall hat am Dienstag (24. Januar) in Berlin ihr Jahrbuch „Gute Arbeit 2012“ vorgestellt. Darin geht es um das Thema „Zeitbombe Arbeitsstress - Befunde, Strategien und Regelungsbedarf.“ Die Gewerkschaft macht sich für eine Anti-Stress-Verordnung stark. Damit sollen Arbeitnehmer vor dem zunehmenden Psycho-Druck am Arbeitsplatz geschützt werden - und vor der neuen Volkskrankheit Burnout-Syndrom.

Beschränkt werden soll nach dem Willen der Gewerkschaft das „Arbeiten ohne Ende“ etwa bei Projektarbeiten. Viele Beschäftigte würden von einem Projekt in das nächste gehetzt, wobei sich die Projektlaufzeiten überlappten. Gerade bei diesen Beschäftigten häuften sich die psychischen Belastungen.

Laut Prof. Martin Schütte von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Berlin entsteht ungesunder Stress dann, wenn der Beschäftigte feststellt, dass das Arbeitspensum von ihm nicht mehr zu schaffen ist. Fühlt sich ein Arbeitnehmer von der Fülle der Aufgaben überfordert, sollte er dem Experten zufolge schnell reagieren: „Ich würde ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Vorgesetzten oder dem Betriebsrat suchen, wenn ich angestellt bin“, rät Schütte. Dort schildere man am besten das Problem und suche dann gemeinsam nach einer Lösung für die zu hohe Arbeitsbelastung. Ist jemand selbstständig, könne er sich zum Beispiel Hilfe bei einem Hausarzt oder Arbeitsmediziner suchen.

Berufstätige machten jedoch häufig den Fehler, dass sie auf ungesunden Stress zu spät reagieren. „Zu körperlichen Symptomen wie Erschöpfungszuständen oder Gereiztheit sollte man es erst gar nicht kommen lassen“, rät Schütte. Solche Beeinträchtigungen sind zu vermeiden. Denn sei die betroffene Person vom Stress bereits krank geworden, sei es viel schwieriger, sie zu therapieren.

Ist das Gespräch mit dem Vorgesetzen keine Alternative, etwa weil der Arbeitsvertrag befristet ist, wäre eine Kur zu überlegen. Langfristig sei das in der Regel jedoch keine Lösung. Denn komme der Arbeitnehmer zurück in den Joballtag und es hat sich an der Arbeitsbelastung nichts geändert, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass er an genau der gleichen Situation erneut erkrankt. Dann helfe es auf lange Sicht nur, den Job zu wechseln.