Drei Millionen Autos dürfen keinen Bio-Sprit tanken
Branche rechnet mit verunsicherten Fahrern. Der ADAC fürchtet, dass E 10 das alte Super verdrängt.
Düsseldorf. Erst seit wenigen Tagen ist der neue Bio-Kraftstoff E 10 an Zapfsäulen zu haben, prompt spricht der ADAC von „Trickserei“. Der Grund: Das herkömmliche Superbenzin kostet an umgerüsteten Tankstellen plötzlich genau so viel wie Super Plus.
„Wenn E 10 nicht deutlich günstiger wäre, würde es keiner tanken“, sagt dazu Stefan Brok, Vorstand der Aral Aktiengesellschaft. Die Mineralölkonzerne machen Druck, weil sie eine Quote erfüllen müssen.
Das Biokraftstoffgesetz verlangt, dass E 10 bis zum Jahresende einen Anteil von 6,25 Prozent beim Spritabsatz ausmacht. Wer das nicht schafft, muss eine Strafe zahlen. Der Hintergrund: Der neue Kraftstoff enthält zehn Prozent Ethanol und damit doppelt so viel wie herkömmliches Superbenzin. Er gilt als umweltfreundlicher, da das Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird und weniger CO2 ausstößt.
Doch etwa zehn Prozent der deutschen Autos vertragen den Kraftstoff nicht. „Wir werden in den nächsten Wochen viele verunsicherte Kunden haben“, sagt Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Und auch Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen sagt: „Autofahrer wollen von uns wissen, ob ihr Auto E 10 verträgt. Aber dafür kann der Tankstellenpächter nicht haften.“ Fahrer sollten sich an den Autohersteller wenden (siehe Kasten).
Esso und Aral haben E 10 als Erste an die Zapfsäulen gebracht, allerdings noch nicht flächendeckend. Esso-Tankstellenpächter aus Düsseldorf teilen auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass sie im Laufe der nächsten 14 Tage umgerüstet werden. Aral will NRW in einigen Wochen in Angriff nehmen, Shell bis spätestens April.
Aber warum macht E 10 den alten Super-Kraftstoff teurer? „Das wird jetzt eine Nischensorte, die kaum noch einer tankt“, sagt Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Der ADAC hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen zum Eingreifen aufgefordert. Fahrer, die auf das alte Super angewiesen sind, würden über Gebühr abkassiert, weil die Konzerne den Kraftstoff vom Markt drängen wollen.