Ein Jahr Gastro-Ampel: Ist die Restaurantküche nun sauber?
Positive Bilanz nach einem Jahr Gastro-Ampel in zwei Städten. Weitere sollen folgen.
Düsseldorf. Wie hygienisch geht es in der Küche des Restaurants zu, in dem ich gerade meine Pizza oder mein Drei-Gang-Menü bestelle? Diese Frage könnten die Behörden, die die Gaststätten kontrollieren, durchaus beantworten. „Doch dem Gast bleibt der Blick in die Küche versperrt. Er hat keinen Einblick in das, was die Behörden festgestellt haben“, klagt NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne).
Die Idee, bundesweit eine sogenannte Restaurant-Ampel einzuführen, die dem Gast möglichst schon am Restauranteingang signalisiert, wie es um Hygiene in Küche und Gastraum bestellt ist, wurde nicht realisiert. Auf einem Umweg und lokal begrenzt versucht man in NRW daher seit gut einem Jahr, für diese Transparenz zu sorgen.
Seit Dezember 2013 kooperieren Duisburg und Bielefeld mit der Verbraucherzentrale NRW für deren Smartphone-App „appetitlich“ — ein online abrufbares Ampelsystem, das die Farben Grün, Gelb oder Rot nach einem Punktesystem für die Betriebe vergibt.
Wolfgang Schuldzinski, Chef der Verbraucherzentrale NRW: „Ob Beanstandungen in den Arbeitsräumen, unsachgemäßer Umgang mit Lebensmitteln oder mangelhafte Informationen zu Zusatzstoffen auf der Speisekarte — unser Kontrollbarometer zeigt mit wenigen Klicks, ob sich ein Gastronomiebetrieb in puncto Sauberkeit und Kundeninformation korrekt verhält.“
Die Daten erhalten die Verbraucherschützer dabei von den kontrollierenden Behörden. Die amtlichen Bewertungen der Gastronomiebetriebe werden wöchentlich aktualisiert und von der Verbraucherzentrale dann per App veröffentlicht. Laut Schuldzinski hat sich die grüne Quote unter den Gastronomen der beiden Städte um jeweils zwei Prozent erhöht — mit der Folge, dass immer mehr Gastwirte ihr individuell „grünes“ Ergebnis zur Eigenwerbung nutzten.
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW kritisiert dieses Verfahren jedoch massiv. „Ohne Rechtsgrundlage keine Veröffentlichung“, fordert Klaus Hübenthal, Hauptgeschäftsführer des Dehoga NRW. Das Ministerium versuche mit der Instrumentalisierung der Verbraucherzentrale „über Bande“ zu spielen, weil die Gerichte bereits bundesweit festgestellt hätten, dass es für pauschale Veröffentlichungen keine Rechtsgrundlage gebe.
Das sei auch gut so, fasst Hübenthal zusammen, „weil es keinen Pranger, auch keinen elektronischen“, geben dürfe. In den beiden Städten des Pilotprojekts laufen denn auch bereits mehrere Klagen von Gastronomen.
NRW-Verbraucherschutzminister Remmel lässt sich davon nicht beirren. „Mit der Gastro-Ampel ist es uns gelungen, Qualität und Sicherheit im Lebensmittelbereich zu steigern. Wir geben grünes Licht für gute Gastronomie und erhöhen gleichzeitig den Druck auf die schwarzen Schafe in der Branche.“ Man sei bereits mit anderen NRW-Kommunen im Gespräch, die dem Vorbild von Duisburg und Bielefeld folgen könnten.
Auch macht er sich für eine bundesweite Regelung stark, gegebenenfalls über eine Bundesratsinitative. Remmel schwebt dabei ein Smiley-System wie in Dänemark vor: „Dann könnten die Kontrolleure gleich nach ihrer Arbeit ein Papperl an die Tür kleben und alle wüssten sofort Bescheid.“