Ahnenforschung gibt Blick in die Familiengeschichte
Bremen (dpa/tmn) - Vielleicht war der Ururgroßvater eine berühmte Persönlichkeit? Der Blick in den Familienstammbaum kann viele Fragen aufwerfen. Mithilfe der Ahnenforschung lassen sich manche Lücken schließen.
Datenbanken im Internet erleichtern die Spurensuche für Laien.
Als ihr Enkel geboren wurde, erzählte ihre Schwiegermutter Helga Scabell von der bewegten Lebensgeschichte ihres Mannes. Für Scabell war das der Auslöser, sich auf Spurensuche zu begeben und in die Ahnenforschung einzutauchen. „Inzwischen habe ich Scabells überall auf der Welt gefunden“, sagt die Bremerin, die die Genealogie nicht mehr losließ.
Oft wecken alte Fotos oder Dokumente verstorbener Familienmitglieder das Interesse an den eigenen Vorfahren. Die alten Aufnahmen zu sichten und Urkunden zu sortieren, ist der Start in die Hobbygenealogie: „Versuchen Sie herauszufinden, wer auf den Bildern zu sehen ist und notieren Sie das auf der Rückseite“, rät die Ahnenforscherin Andrea Bentschneider aus Hamburg.
Schritt eins sei es, Informationen zusammenzutragen. Zu dieser Bestandsaufnahme gehört auch, sich mit älteren Verwandten zu unterhalten. „Notieren Sie alles - oder lassen Sie ein Diktiergerät mitlaufen“, empfiehlt Scabell. „Wichtig ist es, von Anfang an gut organisiert zu sein. Sonst geht schnell der Überblick verloren“, sagt Bentschneider, die eine sorgsame Dokumentation empfiehlt. Hilfreich dabei seien Computerprogramme - Schritt zwei auf dem Weg zur Ahnentafel. „Es gibt etwa 60 verschiedene auf dem Markt - von Freeware bis zu teuren Kaufprogrammen“, sagt Bentschneider.
Daten können auch online eingegeben werden - eine weitere Etappe zum Familienstammbaum. Dazu lassen sich Angebote wie die kostenlose CompGen-Metasuche nutzen. Für andere Plattformen fallen dagegen Gebühren an. Das ist etwa bei Ancestry.de der Fall: Zwar ist auch hier die Dateneingabe gebührenfrei. Der Zugriff auf die Datenbanken erfordert dagegen eine Mitgliedschaft, die je nach Umfang bis zu 21,95 Euro pro Monat kostet.
Beide Plattformen ermöglichen den Austausch mit anderen Familienforschern und den Datenabgleich: Vielleicht hat jemand bereits zu bestimmten Personen geforscht? Über das Internet bringt man das schnell in Erfahrung. Der Zugriff auf Millionen online gespeicherter Datensätze erleichtert die eigene Familienforschung zwar, ersetzt aber die Suche in Archiven, Standesämtern und Kirchenbüchern vor Ort nicht völlig.
Wer zwar seine Ahnentafel komplettieren, aber nicht selbst auf die Suche gehen will, findet Unterstützung bei einem Profi, den man über den Verband deutschsprachiger Berufsgenealogen ausfindig machen kann. „Die Preisspanne variiert, je nachdem, was der Kunde möchte. Das beginnt bei 50 Euro für das Beschaffen einer bestimmten Urkunde und kann auf bis zu 25 000 Euro klettern. Darin sind dann allerdings ein umfassender Stammbaum und Reisen ins Ausland oder ähnliches enthalten“, erklärt Andrea Bentschneider.
In der Regel kann man die Ahnentafel bis etwa 1700 zurückverfolgen. Soweit reichen die Kirchenbücher zurück, eine der wichtigsten Quellen. Ab circa 1875 wurden Personenstandsdaten auch von den Standesämtern erfasst. Sie sind ebenfalls eine Fundgrube für Familiengeschichtsforscher. Zusätzlich gewähren Armeeverzeichnisse, Passagierlisten von Schiffen, die deutsche Auswanderer in ihre neue Heimat brachten, oder andere historische Zeugnisse Einblicke in die Welt der Vorfahren.
Manchmal kommen Forscher auch damit nicht weiter. Da hilft eventuell der Zugang über die Namenforschung weiter. Anlaufstelle ist dann etwa die Namenberatungsstelle der Universität Leipzig. „Je seltener der Familienname ist, desto größere Chancen hat man, auf diesem Weg etwas zu erfahren“, sagt Fachberaterin Gabriele Rodriguez. Über die Schreibweise ließen sich beispielsweise oft regionale Bezüge herstellen. Darüber erhalten Familienforscher Anhaltspunkte, an welchen Orten sie weitersuchen sollten.