Auch Notlügen sind in der Partnerschaft tabu

Bochum (dpa/tmn) - Flunkereien gehören für viele zum Alltag. Doch in der Beziehung sollte man immer ehrlich sein? Ein Experte sagt „Ja“ und erklärt, warum er Lügen und auch Notlügen für problematisch hält.

Notlügen in einer Partnerschaft können auf den ersten Blick in vielen Situationen hilfreich sein: um unnötigen Streit zu vermeiden, um Eifersuchtsdramen zu entgehen oder um Konflikte zu entschärfen. Doch Lügen sollten in einer Beziehung auch dann tabu sein, wenn der Partner vermeintlich vor schmerzlichen Wahrheiten geschützt wird. „Lügen gefährden nicht nur das Vertrauensverhältnis, sie können die Beziehung auch in eine gefährliche Schieflage bringen“, sagt Andreas Milewczyk, Eheberater in Bochum.

Denn durch das Lügen maße sich der Partner an zu wissen, was für den oder die Liebste das Beste sei. „Wer lügt, um den anderen zu schützen, der stellt sich dadurch automatisch über ihn. Dann können beide nicht mehr auf Augenhöhe miteinander umgehen, und alles gerät aus der Balance“, sagt Milewczyk.

Er rät deshalb, immer bei der Wahrheit zu bleiben. Natürlich könne das oft anstrengend sein, beispielsweise dann, wenn der Partner sehr eifersüchtig ist. „Es kostet Kraft, der Partnerin zu sagen, dass man mit Arbeitskolleginnen die Mittagspause verbracht hat, wenn man genau weiß, dass sie darauf mit Vorwürfen reagiert.“ Doch die Wahrheit zu verheimlichen, sei ebenfalls anstrengend. „Wer Sachen verheimlicht, der ist immer auf der Hut und steht stets unter Spannung, damit seine Lüge nicht auffliegt. Und das spürt der andere früher oder später.“

Deshalb sei es am besten, mit dem Partner über dessen Probleme zu reden. „Beispielsweise kann es helfen, der Partnerin zu erklären, dass ihre Eifersucht bezüglich der Kolleginnen unbegründet ist, und auf ihre Fragen einzugehen.“ Nur durch solche Gespräche könne es beiden Partnern letztlich gelingen, einander zu vertrauen.