Auf Wolke sieben - Der 12.12. ist der ganz besondere Tag
Aachen (dpa) - Ein gehauchtes Ja, ein verdrücktes Tränchen - Der 12.12.2012 ist der ganz besondere Tag zum Heiraten. Auf Wolke sieben möchte aber keine Frau hören, wie praktisch dieses Datum ist.
Warum tun sie das nur? An einem Mittwoch, und dann noch im Dezember. Für den schönsten Tag im Leben gibt es doch schönere Tage - im Wonnemonat Mai oder im sonnigen Juni. Aber der 12.12.2012 hat etwas, was die anderen Tage nicht haben: Diese Schnapszahl. Es ist das perfekte Datum - für vergessliche Männer, tiefgründige Zahlenmystiker, Frauen mit Sinn fürs Besondere und natürlich auch für Liebende - irgendwie. Für einen möglicherweise trüben, kalten Mittwoch im Dezember haben die Standesämter in Deutschland viel zu tun. Um genau zu sein: Mindestens dreimal so viel, berichtet der Bundesverband der Deutschen Standesbeamten.
Schließlich ist es die vorerst letzte Chance, an einem Schnapszahl-Datum zu heiraten. Das nächste kommt erst am 2.2.2022. „Die Paare, die in einem heiratsfähigen Alter sind, greifen natürlich zu“, sagt die Leiterin des Kölner Standesamts, Angelika Barg. Bisher sind es 50 in Köln. An einem so gewöhnlichen Wochentag sind das etwa fünfmal so viel wie sonst.
Natürlich erinnert sich Barg noch an den 11.11.2011. Da herrschte Ausnahmezustand: 133 Paare mit und ohne Kostüm, lachend, weinend, und alle feiernd im Karnevalstrubel der Stadt. Das war schon was ganz Besonderes in diesem jecken Köln. Was ist dagegen schon der Wonnemonat Mai! Frau Barg hat danach viel Post von den Frischvermählten bekommen, die ihr geschrieben haben, wie schön das an dem Tag war.
Ob die noch verheiratet sind - das weiß auch der oberste deutsche Standesbeamte Jürgen Rast nicht. Als der Präsident des Bundesverbandes noch Leiter des Standesamtes in Kassel war, hat er mal genauer hingeschaut. Und siehe da: Die Ehen, die an so einem besonderen Tag geschlossen werden, gingen schneller in die Brüche, sagt er. Aber so was wollen Frischverliebte sicher nicht hören.
Besondere Zahlen haben eine starke Anziehungskraft, sagt der Berliner Biopsychologe Peter Walschburger. Und das nicht nur, weil vergessliche Männer ihrer Liebsten wiederkehrende Enttäuschungen ersparen wollen. „Zu dem Zeitpunkt denken die Männer - da sind sie hoffentlich noch voller Liebesglück - beileibe nicht, dass sie den Hochzeitstag vergessen könnten“, sagt Walschburger. Bei der Wahl des Datums suche das Paar das Besondere für den besonderen Tag. Das Schnapszahl-Datum schaffe Aufmerksamkeit. Das sei so ähnlich wie bei bestimmten Autokennzeichen.
Aber sobald die Ehemänner die rosarote Brille abgelegt haben, wird's schwierig. „Alle Familiendaten werden von Frauen im Schnitt besser behalten“, sagt der Psychologe. Frauen mäßen diesen Daten eine größere Bedeutung zu. „Männer sehen das ein bisschen cooler und oberflächlicher.“ Nichts persönliches also, eher ein grundsätzliches Problem.
Die Zwölf. Für sich genommen auch etwas Besonderes. Die vollkommene Zahl, sagt Zahlenexperte Heinrich Hemme. „In der Mystik ist Zwölf eine besondere Zahl“, sagt der Aachener Physikprofessor, der sich intensiv mit Wesen und Bedeutung von Zahlen beschäftigt. In Altertum und Mittelalter habe man Zahlen besondere Eigenschaften zugeordnet, so galt die 13 als Unglückszahl und die Zwölf als vollkommene Zahl. „Wenn irgendetwas glatt und rund sein soll, ist es nicht die Zehn, wie man vielleicht erwarten könnte, es ist immer die zwölf.“