Einheitliche Standards: Qualitätskonzept für deutsche Kitas
Berlin (dpa) - Seit August 2013 gibt es für Kinder mit Beginn des zweiten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte. Doch ein Kitaplatz allein macht Eltern nicht sorglos.
Viele Einrichtungen erfüllen nicht die nötigen Anforderungen.
Die Familienminister von Bund und Ländern wollen erstmals bundesweite Qualitäts-Standards für Kitas etablieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Bund-Länder-Gesprächsrunde. Die Minister vereinbarten, eine gemeinsame Arbeitsgruppe zu bilden, die bis 2016 einen ersten Bericht vorlegen soll. „Das ist ein weiter Weg, das ist auch ein milliardenschweres Projekt“, betonte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD).
Die Unterschiede sind derzeit noch sehr groß. Beispielsweise kümmert sich eine Kita-Mitarbeiterin in den westdeutschen Bundesländern im Durchschnitt um 3,4 Kinder im Alter von unter drei Jahren. In den östlichen Ländern trägt dagegen eine Erzieherin statistisch die Verantwortung für 5,8 Kinder.
Einheitliche Standards seien aber die Voraussetzung dafür, dass der Bund mehr Geld für frühkindliche Bildung bereitstellt, sagte Schwesig. Laut Schwesig sollen die Länder etwa für die Sprachförderung in den Kitas bis 2017 insgesamt 500 Millionen Euro erhalten.
Zu den Bereichen, in denen die Familienminister langfristig gemeinsame Standards vereinbaren wollen, gehören unter anderem eine ausgewogene Ernährung, ein guter Fachkraft-Kind-Schlüssel sowie mehr Fortbildungsmöglichkeiten für Erzieherinnen.
Ähnlichen Bedarf sehen auch Experten und Eltern. Nach ihrer Ansicht sind die gravierendsten Mängel in den Kitas:
Personalmangel: Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass Kinder, die in personell schlecht ausgestatteten Einrichtungen betreut werden, häufiger krank werden. Außerdem gilt der Grundsatz „Bildung ist Bindung“. Das heißt, frühkindliche Bildung kann nicht funktionieren, wenn sich eine Erzieherin um sechs Zweijährige kümmern soll.
Qualität der Ausbildung: Erzieherinnen sind durch ihre pädagogische Ausbildung oft nicht auf den großen Beratungsbedarf in Erziehungsfragen vorbereitet, den viele Eltern und vor allem Alleinerziehende heute haben. Das ist jedoch aus Sicht älterer Erzieherinnen dringend nötig. Sie sagen: Heute gibt es viel mehr überforderte Eltern und dadurch steigt auch die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder.
Öffnungszeiten: Die meisten Kitas öffnen um 7.00 Uhr und schließen zwischen 17.00 und 18.00 Uhr. Wer im Schichtdienst arbeitet, in der Gastronomie oder im Einzelhandel tätig ist, kommt damit nicht hin. Das gilt zum Teil auch für Architekten, Werber, Journalisten und andere Berufsgruppen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten.
Ungesundes Essen: Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung stellt fest, dass nur in jeder dritten Kita kindgerechtes Essen angeboten wird.
Ausstattung: Viele Kitas haben für die freie Entfaltung der Kinder nicht genügend Platz. Möbel für Kindertagesstätteneinrichtungen sind oft nicht bedarfsgerecht, sondern einfach nur „Möbel für Grundschulkinder im Kleinformat“.