Experte: Häusliche Gewalt gegen Männer bleibt ein Tabu
Berlin (dpa/tmn) - Häusliche Gewalt gegen Männer ist nach wie vor ein Tabuthema. „Frauen holen sich eher Hilfe. Bei uns sind die männlichen Opfer immer noch Einzelfälle“, sagt Karl-Günther Theobald von der Opferhilfe Weisser Ring.
Doch das entspreche nicht der Realität.
Ursache sei auch das gesellschaftliche Bild von Männern: „Der Begriff Opfer gilt als männliches Schimpfwort“, erklärt der Psychologe. „Männer haben gefälligst kein Opfer zu sein und schon gar nicht von Frauen - das ist nach wie vor die verbreitete Ansicht.“ Da brauche es dringend ein Umdenken.
Häusliche Gewalt kommt nach Erfahrung des Experten in allen sozialen Milieus vor. Ursachen können beispielsweise Stress und eine Belastung im Job sein. „Die Gewalt geht immer vom Stärkeren aus.“ Während Männer eher zuschlügen, übten Frauen vor allem psychische Gewalt aus.
Bei solchen Demütigungen und Tyrannisierungen sei die Geschlechterverteilung anders als bei der körperlichen Gewalt, sagt Theobald. „Das Problem ist, dass dagegen kaum vorgegangen wird. Psychische Gewalt ist im Großen und Ganzen nicht im Strafgesetzbuch erfasst.“
Was können betroffene Männer tun? Generell sollten Opfer, egal ob männlich oder weiblich, schnell Hilfe suchen - bei Vertrauten, Beratungsangeboten oder auch der Polizei. Denn meist bleibe es nicht bei einzelnen Attacken. „Häusliche Gewalt ist in der Regel kein Einzelfall, sondern ein festes Konfliktmuster.“
Leider existierten für Männer deutlich weniger Hilfsangebote als für Frauen. „Nehmen wir den Bereich Sexualdelikte: Da gibt es jede Menge Angebote für weibliche Opfer und einige für männliche Täter. Aber für männliche Opfer wird kaum etwas getan.“
Theobald rät betroffenen Männern, sich beispielsweise an den Weißen Ring oder an Männerberatungsstellen zu wenden.