Gebrochene Herzen am Valentinstag?

Hamburg (dpa) - Liebeskummer am Valentinstag? Das muss nicht sein, findet die wachsende Zunft der Herzschmerz-Therapeuten. Ihr Motto: Ein gebrochenes Herz kann man reparieren.

Wenn der Valentin mit der Valentine: Am 14. Februar ist Tag der Liebenden. Dann regnet es vielerorts rote Rosen, weiße Schokolade und süße Worte. Wer am Valentinstag aber alleine ist und ein gebrochenes Herz zu beklagen hat, kommt sich doppelt einsam vor. Doch das muss nicht sein, findet die wachsende Zunft der Herzschmerz-Therapeuten. Ihr Motto: Ein gebrochenes Herz kann man reparieren - allerdings nicht ohne Bezahlung.

„Liebeskummer ist in Deutschland ein Tabu. Die betroffenen Menschen stoßen schnell an eine innere Schamgrenze“, sagt Silvia Fauck, die 2004 in Hamburg ihre erste Liebeskummer-Praxis eröffnet hat. „Wir Liebeskummer-Coaches merken das, weil unsere Dienste selten durch Mundpropaganda empfohlen werden. Die meisten Klienten kommen zu uns, weil sie in der Presse von unserem Angebot erfahren haben. Auch Bundestagsabgeordnete lassen sich von uns behandeln“, erzählt Fauck stolz. Heute arbeiten etwa zehn Praxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach ihrem Konzept. Tendenz steigend, sagt sie.

In einer Schöneberger Hotelbar fand kürzlich das erste Gipfeltreffen der selbst ernannten Liebeskummer-Spezialisten statt. Auf weißen Tischdecken glitzerten lilafarbene Plastikherzen, große und kleine. Einige sahen arg ramponiert aus, offenbar sind sie durch unruhige Hände gewandert. In der Parfümluft drängt sich eine stille Vermutung auf, und prompt versichert Jasmin Ruprecht: „Mit Esoterik hat unsere Arbeit wirklich nichts zu tun“. Die junge Therapeutin aus Österreich legt ein zuckersüßes Lächeln auf.

„Ich bin rund um die Uhr für meine Klienten da, auch zwischen Weihnachten und Neujahr“, erzählt Daniela van Santen, die in Hamburg gebrochene Herzen verpflastert. „Ich habe eine spezielle Methode entwickelt: Ich gehe immer direkt auf das Problem meiner Klienten zu, ohne lange in der Kindheit zu forschen, wie das in der Psychotherapie üblich ist“, beschreibt sie begeistert ihre Ruckzuck-Methode. Wer van Santens Dienste oder die ihrer Kolleginnen in Anspruch nehmen will, muss rund 100 Euro für ein 50-minütiges Gespräch einplanen. Liebeskranke Studenten können verhandeln. Bezahlt wird bar.

Ob der Liebesschmerz damit tatsächlich geheilt wird, ist fraglich. „Liebeskummer-Coaching finde ich zunächst einmal komisch“, kritisiert Christiane Eichenberg, Diplom-Psychologin aus Köln. Dieser Schmerz sei eine normale Reaktion auf Trennung und Verlust. Coaching und Therapie sind aus ihrer Sicht nicht nötig. Denn meist verfliege der Schmerz so schnell wie ein Schnupfen. Doch sie mahnt: „Wenn der Schmerz pathologisch wird, sollte man sich auf jeden Fall von einem approbierten Psychotherapeuten behandeln lassen.“ Häufig spielten dann auch noch andere Faktoren eine Rolle, beispielsweise Schwierigkeiten im Beruf.

Silvia Fauck ist von ihrem Geschäftsmodell fest überzeugt. Rasch kommt sie ins globale Schwärmen: „In Japan gibt es Unternehmen, die ihre liebeskranken Mitarbeiter zur Erholung in einen mehrtägigen Kurzurlaub schicken.“ Das wünscht sie sich auch für Deutschland. Abschließend steht für die Herzschmerz-Therapeuten in der Schöneberger Hotelbar noch ein Fototermin auf dem Programm. Als die Damen schon lachend Aufstellung genommen haben, fällt dem Fotografen noch etwas ein. Er ruft: „Die lila Herzchen, die lila Herzchen!“