Gutes Benehmen will gelernt sein: Kinder fürs Fest gecoacht

Trier (dpa) - Rülpsen, kleckern oder schlürfen - das sind Dinge, die einem bei einem Festessen natürlich nicht passieren sollten. Zu einem stilvollen Essen gehört aber noch vieles mehr: Was das ist, lernen Kinder gerade in der Trierer Weihnachtsakademie.

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Essen kann jeder - aber auch richtig? Vor allem, wenn es festlich zugeht und viel Besteck auf dem Tisch liegt? Wie das geht - das lernen Kinder in der Trierer Weihnachtsakademie in Rheinland-Pfalz. „Ihr nehmt das Besteck immer von außen nach innen“, sagt Business-Coach Heike M. Falkenstein zu den Sieben- bis Elfjährigen, die zum „Unterricht“ ins feine Restaurant „Deutscher Hof“ gekommen sind. „Und Gläser, die einen Stiel haben, fasst man auch am Stiel an.“

Bedächtig legen die Kinder ihre Servietten auf den Schoß und beginnen mit dem Dreigängemenü. „Ich will für Weihnachten lernen, wie man es richtig macht“, sagt Marvin Jäger (11). Und erfährt einiges Neues: Dass man das Besteck, wenn man fertig ist, auf dem Teller wie bei einer gedachten Uhr auf fünf Uhr legt. Oder dass man eine Serviette im Restaurant, wenn sie runtergefallen ist, nicht wieder aufhebt. „Zu Hause gilt das aber nicht!“, fügt Falkenstein (50) hinzu.

Tischmanieren seien auch für später wichtig, meint eine Mutter, die ihren siebenjährigen Sohn zum Festessen gebracht hat. In der Ganztagsschule gewöhnten sich die Kinder beim Essen schon mal Marotten an, die man schwer korrigieren könne. „Es ist gut, wenn Kinder wissen, wie es geht, auch wenn sie es nicht immer beherzigen“, sagt die Etikette-Trainerin.

Der Benimmkurs ist einer von insgesamt acht Lehrgängen der Weihnachtsakademie, mit denen sich Familien fit fürs Fest machen. „Die Akademie versucht, alte Traditionen, die teils verloren gegangen sind, neu aufleben zu lassen“, sagt Rudolf Fries, Leiter des Bildungs- und Medienzentrums der Stadt Trier. Dabei stehe das Gemeinsame im Vordergrund. Seiner Kenntnis nach ist das Trierer Angebot deutschlandweit einmalig.

Zum Angebot gehört auch Singen: „Wir lernen klassische Weihnachtslieder - und zwar mehr als nur die ersten Strophen“, sagt Musikpädagogin Anne-Maria Görres-Caspers. Ob Alt oder Jung - nach ihrem Unterricht würden von mindestens zwei Liedern alle Verse sitzen, meint sie.

Wer gerne zeichnet, ist bei dem Kunstmaler und Karikaturisten Roland Grundheber richtig. Er zeigt 6- bis 14-Jährigen, wie sie mit Blei- und Buntstiften eine gelungene Weihnachtskarte in Form einer Karikatur mit regionalen Motiven anfertigen können. „Gerade in Zeiten von Computern und Smartphones ist es wichtig, dass die Kinder ihren eigenen Kopf nutzen, um kreativ zu sein“, sagt er.

Für Eltern gibt es noch einen digitalen Fotokurs, damit sie rund ums Fest nur die besten Bilder schießen. Und in einem Vorlesekurs bringt ihnen ein Radio-Profi bei, wie sie Weihnachtsgedichte spannend vorlesen können.

Der erste Benimmkurs ist schon mal ein Erfolg. Ganz nebenbei bekommen die Kinder mit, dass Spaghetti nur mit der Gabel gegessen werden (kein Löffel!) und man heute beim Niesen nicht mehr „Gesundheit“ sagt. Außerdem hat's geschmeckt: „Ich will jetzt immer so essen“, sagt die siebenjährige Vivian.