Internetportal hilft bei der Kita-Suche

Erfurt/Dresden (dpa) - Auf einer Internetseite der FH Erfurt können Nutzer Kitas mit Sternen bewerten. Solche Bewertungsportale boomen - und sind doch ein zweischneidiges Schwert.

Fünf-Sterne-Kitas gesucht: Auf einem neuen Internetportal der Fachhochschule Erfurt können Eltern die Kindertagesstätten ihrer Sprösslinge bewerten. Nach Angaben der FH ist es das erste Angebot dieser Art. Es solle anderen Eltern die Wahl eines Kindergartens erleichtern, sagte der Informatik-Professor Volker Herwig. Bisher sind vor allem Einrichtungen aus Thüringen und Sachsen gelistet, das Angebot kann jedoch deutschlandweit genutzt werden. „In den letzten Wochen ist die Zahl der eingetragenen Kitas rasant gestiegen.“ Bewertungsportale im Netz lägen im Trend, seien aber auch umstritten.

„Die meisten Jüngeren informieren sich über das Internet“, erläuterte Herwig. Früher hätten vor allem Foren eine Rolle gespielt, um sich auszutauschen - ob über Fotoapparate oder eben Kindergärten. Doch mittlerweile versuchten immer mehr Portale, Bewertungen zu bündeln und so bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Das sei aber ein zweischneidiges Schwert: „Wenn ich viele Leute befrage, kriege ich viele unterschiedliche Meinungen. Das kann die Dinge leichter machen, aber auch viel komplizierter.“

Wer bei meinkita.de ein Urteil abgeben will, vergibt in verschiedenen Kategorien null bis fünf Sterne und kann zusätzlich persönliche Anmerkungen veröffentlichen. Die Nutzer bleiben wie bei den meisten Portalen anonym - einer der Knackpunkte des Modells.

„Eine Herausforderung sind die Persönlichkeitsrechte“, erläuterte Herwig. Das bekannteste Beispiel ist das Portal spickmich.de, auf dem Schüler ihre Lehrer benoten können. Einige Lehrer wehrten sich bis zum Bundesverfassungsgericht gegen die anonymen Bewertungen - erfolglos. „Dort beurteile ich Personen, und in gewisser Weise stelle ich die damit auch bloß.“

Auch manche Kita-Träger seien skeptisch gewesen. „Das ist eine Gratwanderung“, sagte Herwig. Die Studenten, die das Projekt mit ihrem Professor auf die Beine gestellt haben, versuchen dem zu begegnen, indem sie Einträge grundsätzlich moderieren. Wer sich im Ton vergreift, dessen Beitrag wird nicht veröffentlicht.

Ein größeres Problem sind mögliche Manipulationen. Bei Portalen für Produkte geben im Idealfall zigtausende Konsumenten ihre Bewertung ab und gleichen so extreme Bewertungen aus. Bei einer Kita gebe es aber nur vergleichsweise wenige „Nutzer“, die ein Urteil über die Einrichtung abgeben können. „Manche Dinge kann man technisch rausfiltern. Letztlich geht es nur über Masse.“

Der Informatiker war nach eigenem Bekunden selbst davon überrascht, dass sich nicht in erster Linie enttäuschte Eltern zu Wort melden. Er zieht Analogien zum Bereich der Smartphones: „Da verlassen sich die Leute ganz auf die Beurteilungen von Apps durch andere Nutzer“ - mangels anderer Kriterien und mangelnder Erfahrung. Und weil sie darauf angewiesen seien, gäben sie auch selbst Bewertungen ab, „aus Eigeninteresse“.