Kinderärzte behandeln zunehmend psychische Probleme

Hamburg (dpa/lno) - Kinderärzte in Deutschland behandeln einer aktuellen Umfrage zufolge immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten. Viele Ärzte geben übermäßigen Medienkonsum, mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung als Ursache an.

Kinderärzte untersuchen bei ihren Patienten zunehmend Verhaltensprobleme. Fast alle der befragten Mediziner (96 Prozent) berichten über steigende Zahlen in den vergangenen zehn Jahren, wie die DAK-Gesundheit mitteilte. „64 Prozent von ihnen sehen sogar eine starke Zunahme.“ Im Auftrag der Kasse befragte das Forsa-Institut bundesweit 100 Kinder- und Jugendärzte zur Gesundheit von Kindern. Vor allem beim Start ins Schulleben sehen die Mediziner demnach eine Häufung psychischer Belastungen.

„Fest steht: Jedes fünfte Kind in Deutschland hat psychische Probleme“, teilte die Kasse mit. Die Zahl der Betroffenen sei einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren insgesamt zwar nicht gestiegen - Eltern seien aber bei psychischen Problemen ihrer Kinder sensibler geworden. „Sie gehen deshalb eher zum Kinderarzt als noch vor einigen Jahren“, erklärte der Psychologe Frank Meiners von der DAK-Gesundheit. „Bei Erwachsenen stellen wir seit einigen Jahren eine ähnliche Entwicklung fest.“

Auch Sprach- und Hörprobleme haben nach Einschätzung von 80 Prozent der befragten Mediziner im vergangenen Jahrzehnt zugenommen. Vor allem bei Kleinkindern zwischen drei und fünf Jahren stellten sie diese Entwicklung fest. Als Gefahren für die Gesundheit der Kinder sehen die Ärzte neben einer zu intensiven Mediennutzung (98 Prozent) auch Bewegungsmangel (96 Prozent) und ungesunde Ernährung (92 Prozent). Auch eine fehlende Vorbildfunktion der Eltern gehört nach ihrer Ansicht zu den Risikofaktoren (89 Prozent).