Auf Rückmeldung angewiesen Lob und Kritik: So finden Eltern die richtigen Worte

Augsburg/Hamburg (dpa/tmn) - Schon im Kindergarten fangen Kinder an, sich zu vergleichen: Können die Freunde besser laufen, basteln oder lesen? Werden sie mehr gelobt? Das Streben nach Anerkennung ist früh da.

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Eltern fragen sich an dieser Stelle häufig: Wie lobe ich mein Kind richtig? Wie kritisiere ich es, und wie kann ich ihm helfen, mit Niederlagen oder Problemen umzugehen? Vieles läuft über die richtige Kommunikation.

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Prof. Markus Dresel forscht an der Universität Augsburg unter anderem zu Lernmotivation: „Das Selbstwertgefühl hängt— neben anderen Faktoren - davon ab, wie man die Fragen "Was kann ich gut? Was nicht so gut?" für sich beantworten kann.“ Da die eigenen Fähigkeiten normalerweise nicht direkt sichtbar sind, sind Kinder stark auf Rückmeldung angewiesen. Das gilt selbst für Dinge, bei denen es scheinbar klar ist, ob etwas klappt oder nicht.

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Doch was macht eine gute Rückmeldung ans Kind aus? „Am wichtigsten ist, dass sie detailliert und nicht zu allgemein ist.“, sagt Hermann Scheuerer-Englisch. Er leitet die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Diözese Regensburg. „Eltern sollten genau benennen, was ihnen zum Beispiel an einem gemalten Bild gut gefällt.“

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Die eigene Leistung akkurat einzuschätzen, sei gar keine einfache Sache — auch für Erwachsene nicht, weiß Markus Dresel. „Kinder überschätzen ihre Leistungsfähigkeit oft. Dies ist aber sehr sinnvoll und wichtig.“ Die Selbstüberschätzung hilft ihnen, bei Schwierigkeiten nicht gleich aufzugeben und sich auch komplizierte Dinge zu trauen. Man sollte ihnen ihren Optimismus deshalb keinesfalls ausreden.

Mit Nachfragen können Eltern ernsthaftes Interesse signalisieren: „Wie hast du die schwierige Matheaufgabe gelöst? Was war schwer für dich?“ Das gibt dem Kind die Möglichkeit, selbst zu sagen, warum es mit sich selbst zufrieden ist oder nicht. Ist es unzufrieden, sollte man das nicht beschönigen.

Scheuerer-Englisch sagt, hier helfe es nicht, das Kind zu überzeugen, dass das Bild, was ihm nicht gefällt, doch schön ist. Stattdessen sollte man die Meinung des Kindes ernst nehmen. Später kann die eigene Meinung dazugestellt werden. Ein Beispiel: „So wie du es mir erklärst, verstehe ich, dass dir das Bild nicht so gut gefällt. Ich finde es aber gut, dass du so ausdauernd warst und so lange daran gearbeitet hast.“

In der Psychologie nennt man dies prozessorientiertes Loben anstatt ergebnisorientiertes Loben. Das bedeutet, dass man die Anstrengungsbereitschaft des Kindes und die vielen Versuche lobt, anstatt nur aufs Ergebnis zu schielen. Generell ist es wichtig, dass Loben nicht berechnend geschieht, sondern spontan passiert.

Häufig werden Kinder schon früh von außen mit Leistungsanforderungen konfrontiert: Manche Kinder haben Schwierigkeiten, diese zu erfüllen oder verweigern sich.
Hier sei besonderes Feingefühl gefragt, sagt Scheuerer-Englisch. Auf ein trotziges „Kann ich aber nicht“ können Eltern liebevoll nachfragen, was das Kind an Unterstützung braucht. Wichtig ist dabei, nicht zu viel zu helfen, sondern genau so viel, wie nötig ist, damit das Kind den nächsten Schritt gehen kann. So machen Mädchen und Jungen die Erfahrung: „Ich kann das ja doch!“

Das Selbstwertgefühl eines Kindes ist im Wesentlichen von der Konfliktkultur in der Familie abhängig: Eskaliert es schon wegen Kleinigkeiten, oder können Probleme ruhig besprochen werden? Jochen Waibel ist Familienmediator und Entwicklungspsychologe und sieht vor allem Schimpfen kritisch. Besser ist es, den Kindern auf Augenhöhe zu erklären, warum etwas schiefgegangen ist.

Manchmal klappt das nicht sofort, und das Gespräch muss vertagt werden. Dabei sollten Eltern auch auf den Klang ihre Stimme achten. „Wenn die Stimme sanft ist, drückt sie Empathie aus, ist sie laut und blechern, erzielt das eine ganz andere Wirkung: Es signalisiert Wut und Anstrengung“, erklärt Waibel.

Wichtig ist, Kindern bei Misserfolgen immer zu spiegeln: „Es geht hier um die Sache - und nicht um dich als Person“. Bei schlechten Noten sollten Kinder nie das Gefühl bekommen, die Eltern sind persönlich von ihnen enttäuscht.