„Hat Timo keinen Papa?“ Mit Kindern über Regenbogenfamilien reden

Berlin (dpa/tmn) - Vater, Mutter, Kind: Dieses Modell trifft längst nicht mehr die Lebenswirklichkeit vieler Familien. In sogenannten Regenbogenbogenfamilien wachsen Kinder zum Beispiel mit zwei Müttern oder zwei Vätern auf - oder in noch weiteren Konstellationen.

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Wenn andere Kinder davon erfahren, kann es sein, dass sie ihren Eltern Fragen stellen, zum Beispiel: „Hat Timo gar keinen Papa?“ Wie sollten Mütter und Väter darauf reagieren? Auf jeden Fall nicht erschrocken oder ausweichend, empfiehlt Katja Imholz, die im Auftrag des Berliner Lesben- und Schwulenverbands regelmäßig an Kindertagesstätten oder anderen Bildungseinrichtungen über Regenbogenfamilien informiert.

„Wichtig ist, dass die Kinder auf ihre Fragen Antworten bekommen“, sagt Imholz. Letztlich sei es gar nicht so entscheidend, ob Eltern nun sagen: „Ein Mann hat mitgeholfen, nur lebt er nicht bei der Familie“ oder: „Nein, Timo hat nur zwei Mamas.“ Fatal sei aber ein Abwiegeln oder eine Reaktion nach dem Motto: „Zwei Mamas? Das geht doch gar nicht.“

Am besten informierten sich Eltern über Regenbogenfamilien, bevor sie mit ihren Kindern darüber sprechen, sagt Imholz. Zum Beispiel könnten sie in der Kita einen Elternabend zum Thema anregen. Wer noch nicht so viel darüber weiß, dürfe das den Kleinen ruhig auch sagen - und dann anbieten, sich gemeinsam schlau zu machen. Gut komme man beispielsweise mit Hilfe von Büchern miteinander ins Gespräch.

Dafür plädiert auch Sabine Kalina, selbst Mutter in einer Regenbogenfamilie in Berlin. Sie sagt: „Bücher kann man immer wieder anschauen. Dadurch können Gespräche entstehen, die es ohne das Buch nicht gegeben hätte.“ Kalina rät dazu, aber immer nur so viele Fragen zu beantworten, wie das Kind stellt. „Den Entstehungsprozess versteht ein Kind mit vier Jahren ja noch nicht“, sagt sie. Viel wichtiger sei es, zu vermitteln, dass es nicht auf das Geschlecht der Eltern ankommt, sondern auf deren Liebe zum Kind.

Der Psychologe Prof. Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin sagt, im Gespräch mit seinen Kindern solle man sich mit Urteilen zurückhalten: „Es ist gut, wenn man sagt, was Tatsache ist - aber ohne das zu werten.“ Erst im Alter ab etwa vier Jahren könnten Kinder überhaupt verstehen, dass es verschiedene Sichtweisen auf ein Thema gebe - und erst dann lohne es auch, mit ihnen über Familienmodelle abseits von „Vater, Mutter, Kind“ zu sprechen.

Wer mit Kindern aus Regenbogenfamilien zu tun hat, sollte deren Familienalltag nicht als etwas Besonderes hervorheben, rät Imholz. Sätze wie: „So, jetzt erzähl mal, wie ist es denn mit zwei Mamas?“, könnten die Kinder verunsichern. Und Eltern in Regenbogenfamilien sollten offen mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen - auch nach außen hin. Nur dann könnten die Kinder Selbstbewusstsein entwickeln.