Mottoparty und Clownbesuch: Profis planen den Kindergeburtstag
Berlin (dpa/tmn) - Kuchen backen, Ballons aufpusten, Spiele ausdenken: Einen Kindergeburtstag zu organisieren, bedeutet Stress. Vor allem berufstätige Eltern haben nicht immer Zeit und Nerven dazu. Genau in diese Lücke stoßen professionelle Geburtstagsplaner.
Unkomplizierte Spiele wie Topfschlagen, Schokoladeessen oder Reise nach Jerusalem sorgten auf Kindergeburtstagen jahrzehntelang für gute Laune. Dazu ein Kuchen und viele Süßigkeiten, und die Party war perfekt. Hat sich das geändert? Ja, sagen professionelle Planer von Kinderfesten. Pädagogen halten dagegen: Eine Geburtstagsfeier mit viel Tamtam erfülle vor allem die Erwartungen der Erwachsenen - nicht die der Kinder.
„Mit Topfschlagen kommen Sie heute nicht mehr weit“, meint die Pädagogin Janine Rolle. Ihre Agentur „Das Wunschpaket“ organisiert Kindergeburtstage in Berlin. Nach ihrer Einschätzung sind die Kinder anspruchsvoller geworden und können sich nicht mehr so gut selbst beschäftigen. Viele Eltern müssen außerdem mehr arbeiten. „Für die ist es eine große Entlastung, wenn sie die Feier nicht selbst organisieren müssen.“
Auch die Agentur „Farbenfroh“ in Obertshausen bei Frankfurt am Main plant und betreut Kindergeburtstage - mit wachsendem Erfolg. „Das nehmen immer mehr Leute in Anspruch“, sagt Pädagogin und Mitarbeiterin Maren Storz. Für ein dreistündiges Geburtstagsprogramm mit Clown und Schminken verlangt der Anbieter etwa 170 Euro. Häufig hätten die Eltern höhere Ansprüche an die Feier als die Kinder, erzählt Storz.
Diesen Eindruck hat auch der Frühpädagoge Ludger Pesch von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin. Er sei sicher, dass Kinder heute noch immer Freude an traditionellen Geburtstagsspielen haben. „Man sollte den Kindern nicht den Eindruck vermitteln, dass sie ohne Hilfe keinen Spaß haben können“, sagt Pesch. Die Kreativität von Mädchen und Jungen könne sonst schnell nachlassen. „Die Kinder sollten gefordert werden und spüren, dass Erwachsene Vertrauen in sie setzen.“
Außerdem glaubt Pesch, dass durch die aufwendigen Kindergeburtstage ein Wettbewerb unter den Kindern entsteht. „Es gibt ein gewisses Risiko, dass diese Feiern zu Neid und Missgunst führen.“ Allerdings müssten Kinder lernen, mit solchen Unterschieden zurechtzukommen. Er rät deswegen nicht grundsätzlich von organisierten Kindergeburtstagen ab: „Wenn das ein Einzelevent bleibt, ist das kein Problem für die Kinder.“
Die Kindergeburtstage der Münchner Agentur „tollkids“ bleiben alleine wegen des hohen Preises ein Einzelereignis. Hier kostet eine Mottoparty mindestens 600 Euro. Noch beliebter seien die maßgeschneiderten Feiern für mindestens 1500 Euro, erzählt Gründerin Daniela Schreck. „Meine Kunden sind häufig Eltern, die beruflich und wirtschaftlich sehr erfolgreich sind.“ Die meisten von ihnen hätten keine Zeit für die Planung, aber das Geld, um ihren Kindern trotzdem etwas Besonderes zu bieten.
Eine Kundin von „tollkids“ bestätigt, dass sie vor allem aus Zeitmangel eine 600-Euro-Mottoparty mit dem Thema Dschungel für den sechsten Geburtstag ihrer Tochter gebucht hat. „Ich bin jobmäßig sehr ausgelastet und wollte trotzdem alles perfekt haben“, erklärt die Mutter aus dem Münchner Stadtteil Waldtrudering. „Man hat den Anspruch, dass die Kindergeburtstage tolle Partys werden.“ Ihrer Meinung nach wollen Kinder jedes Mal etwas anderes erleben.
Dabei braucht es nicht immer unbedingt viel Geld und Spektakel. Mit ein paar einfachen Mitteln können Eltern für ihre Kinder eine besondere Feier organisieren. „Das Wichtigste ist eine gute Dramaturgie und der Wechsel zwischen ruhigen und aktiven Spielen“, sagt Michaela Bendel, Grundschullehrerin und Autorin. Bei Bastelaufgaben können sich Kinder beispielsweise von wilden Spielen erholen. Jede Feier braucht außerdem einen Höhepunkt - beispielsweise eine Schatzsuche.
Für die richtige Dramaturgie fangen Eltern am besten frühzeitig mit dem Planen der Feier an. Gemeinsam mit ihrem Kind können sie überlegen, was besonders viel Spaß macht. Mottopartys sind häufig einfacher zu organisieren, weil sich Eltern bei der Planung an einem Thema orientieren könnten. Bendel rät, nur etwa so viele Gäste einzuladen werden, wie das Kind alt wird. Bis zum vierten Geburtstag sollten die Kinder in Begleitung ihrer Mutter kommen, danach können sie alleine feiern. Die Feier müsse nicht länger als drei Stunden dauern. „Lieber kürzer und dafür intensiver feiern.“
Die größten Fehler bei einem Kindergeburtstag sind, fremde Kinder einander nicht vorzustellen oder gleich am Anfang mit dem Essen oder dem spannendsten Spiel loszulegen. Außerdem brauchen Kinder ein wenig Anleitung der Erwachsenen. „Frei spielen ist am Geburtstag schwierig“, sagt Bendel. Eltern sollten deswegen immer ein paar zusätzliche Spielideen parat haben - gerne auch die Klassiker.