Peinliche Themen: Was die Eltern wissen müssen und was nicht

Fürth (dpa/tmn) - Die Eltern kennen ihre Kinder oft am besten. Und trotzdem gibt es Themen, die Jugendlichen peinlich sind. Worüber muss man trotzdem mit ihnen reden?

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„Eltern müssen nicht alles wissen, es ist aber gut, wenn sie einschätzen können, wie es ihrem Kind geht“, sagt Ulric Ritzer-Sachs von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung.

Ob Jugendliche sich den Eltern gerne anvertrauen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich, erklärt der Experte. Gibt es in einer Familie schon immer einen regen Austausch, dann herrscht eine Kultur des Erzählens. In der fällt es leicht, auch peinliche Themen anzusprechen. Doch was, wenn es eine solche Erzählkultur nicht gibt?

Besonders schwierig ist oft das Thema Liebe und Sexualität. Ob Jugendliche mit den Eltern über ihren heimlichen Schwarm, die erste Beziehung oder das erste Mal sprechen, sollten sie einfach nach Gefühl entscheiden, rät Psychotherapeut und Buchautor Joachim Braun.

Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Denn Jugendliche haben ein Recht auf Intimsphäre. Alternativ könne man auch mit den Freunden darüber sprechen.

Geht es um die Erlaubnis, bei der Freundin oder dem Freund zu übernachten, muss man die Eltern aber natürlich fragen. Halten die ihren Nachwuchs für noch zu jung dafür, kann man versuchen, ihnen die Ängste zu nehmen, erklärt Psychotherapeutin Christiane Wempe. Wer sagt: „Macht euch keine Sorgen, ich habe in der Schule gelernt, wie Verhütung funktioniert“, kann die Eltern eventuell beruhigen.

Bei schlechten Noten in der Schule oder einer gefährdeten Versetzung gilt: So früh wie möglich erzählen, mahnt Ritzer-Sachs. Denn die meisten Eltern finden es besonders schlimm, erst kurz vor einem miesen Zeugnis oder einer gefährdeten Versetzung informiert zu werden.

Andere Schulprobleme sind möglicherweise noch unangenehmer: Vielen Jugendlichen fällt es besonders schwer darüber zu sprechen, wenn sie gemobbt oder ausgegrenzt werden. Trotzdem sollte man sich den Eltern in so einem Fall unbedingt anvertrauen, rät Joachim Braun.

„Nur wenn man sich den Eltern öffnet, haben die auch eine Chance zu helfen.“ Und das können die Eltern meistens ganz gut: „Bei Mobbing ist es wichtig, dass Jugendliche, Eltern und Lehrer zusammenarbeiten und ein Netzwerk bilden“, erklärt der Buchautor.

Ein besonders sensibles Thema für Jugendliche ist die Scheidung der Eltern. „Viele Jugendliche belastet es, wenn die Eltern sich trennen“, sagt Christiane Wempe. „Das Thema zu Hause anzusprechen ist ihnen aber unangenehm, weil sie den Eltern nicht noch mehr Sorgen bereiten wollen.“

Dazu fürchten sie häufig negative Reaktionen, zum Beispiel die Abwertung des anderen Elternteils, erklärt Wempe. „Manchmal ist es dann sinnvoller, wenn sich Jugendliche Beratung von außen holen - etwa bei Freunden, deren Eltern auch geschieden sind.“

Bei manchen Themen haben Jugendliche keine Wahl: Immer wenn es um Vereinbarungen und Erlaubnisse geht, muss man die Zähne auseinander bekommen und mit den Eltern sprechen, sagt Joachim Braun.

Ausgehzeiten, das Taschengeld, das erste Mal bei der Freundin oder dem Freund übernachten: „Wer etwas aushandeln will, sollte den Konflikt mit den Eltern wagen - auch wenn das manchmal schwer fällt“, rät Braun.

Literatur:

Joachim Braun: Jungen in der Pubertät - Die 100 wichtigsten Fragen (2011). rororo Verlag, 240 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3-499-62739-2,

Joachim Braun, Kirsten Khaschei: Mädchen in der Pubertät (2012), rororo Verlag, 288 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3-499-62952-5, .