Soziale Kompetenz getestet PISA-Studie: Deutsche Schüler können gut im Team arbeiten

Berlin (dpa) - Deutsche Schüler schneiden bei einer Schlüsselkompetenz der heutigen Arbeitswelt gut ab: dem Problemlösen im Team.

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In einem PISA-Vergleichstest erzielen die 15-Jährigen in Deutschland dabei bessere Ergebnisse als in den klassischen Fachbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. In der internationalen Rangliste liegen sie klar im oberen Drittel wenn es darum geht, komplexe Aufgaben in der Gruppe zu lösen.

Der PISA-Chefkoordinator der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, sprach von einem „sehr guten Ergebnis“. Unter den gut 50 teilnehmenden Bildungssystemen liegt Deutschland zwischen dem 10. und 14. Platz. Mädchen schneiden dabei besser ab als Jungen. Die soziale Herkunft hat laut der Studie weniger Einfluss auf das Ergebnis als bei den Fachkompetenzen.

Die OECD hält das Problemlösen im Team für umso wichtiger, als die Bedeutung sozialer Kompetenzen am Arbeitsmarkt zunehme. „Abfragewissen verliert dramatisch an Relevanz, weil Google das besser kann“, so Schleicher.

Erfreut äußerte sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Solche Soft Skills würden später gebraucht, um erfolgreich eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der Deutschen Presse-Agentur. „Laut aktueller DIHK-Ausbildungsumfrage bescheinigen auch die meisten Betriebe ihren Azubis eine gute Teamfähigkeit.“

Es ist das erste Mal, dass eine PISA-Studie das Problemlösen im Team unter die Lupe nimmt. Etwa 125 000 15-Jährige machten im Jahr 2015 den Test, der nun ausgewertet wurde, darunter rund 1900 Jugendliche in Deutschland. Sie bekamen am Computer Aufgaben gestellt, für deren Lösung sie mit mehreren anderen zusammenarbeiten mussten - diese wurden dabei von dem Programm simuliert.

Spitzenreiter sind Singapur und Japan, Deutschland liegt etwa in einer Liga mit Australien, den USA, Großbritannien und Dänemark. Deutsche Schüler kamen im Mittel auf 525 Punkte, deutlich mehr als der Durchschnitt der 32 teilnehmenden OECD-Staaten (500 Punkte). Japan liegt allerdings mit 552 Punkten noch sehr viel weiter vorn.

Mehr als ein Achtel (13 Prozent) der Schüler in Deutschland erreicht die höchste Kompetenzstufe beim Problemlösen im Team - im OECD-Durchschnitt sind es nur 8 Prozent. Und der Anteil derjenigen, die schlecht abschneiden, ist vergleichsweises gering. Trotzdem können 21 Prozent der Schüler in Deutschland nur leichte Probleme lösen, bei denen die Zusammenarbeit wenig komplex ist. Absolut gesehen gebe es sicher noch sehr viel Nachholbedarf, sagte Schleicher. Zudem ist der Abstand zwischen starken und schwachen Schülern in Deutschland größer als im OECD-Schnitt.

Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund erreichen in Deutschland im Mittel 49 Punkte weniger. Der Abstand ist damit geringer als bei den Naturwissenschaften (61 Punkte). Mädchen erzielen 30 Punkte mehr als Jungen - als die PISA-Studie 2012 testete, wie gut Schüler alleine komplexe Probleme lösen können, schnitten die Jungen besser ab.

Die Team-Kompetenz ist laut der Studie höher, wenn Unterricht mehr Raum für Interaktion bietet - zum Beispiel mit Gruppenexperimenten im Naturwissenschaftsunterricht. Wer außerhalb der Schule Videospiele spielt, schneidet laut der OECD etwas schlechter ab. Wer das Internet oder soziale Netzwerke nutzt, erzielt dagegen bessere Ergebnisse.

PISA ist der weltweit wichtigste Schulvergleichstest. Er wird alle drei Jahre von der OECD organisiert, zuletzt 2015. Kern von PISA sind die Kompetenztests für Naturwissenschaften, Mathematik und Leseverständnis, hier wurde die jüngste Auswertung bereits vor knapp einem Jahr veröffentlicht. Die Deutschen lagen dabei im oberen Drittel der internationalen Ranglisten.

An anderer Stelle sieht der DIHK großen Nachholbedarf. Erhebliche Defizite gebe laut der eigenen Ausbildungsumfrage bei Leistungsbereitschaft und Motivation, bei Disziplin und Belastbarkeit, sagte Hauptgeschäftsführer Dercks.