Falsche Selbstwahrnehmung Viele Mädchen unterschätzen ihre Fähigkeiten in Mathe
Berlin (dpa/tmn) - Schon im Alter von etwa zehn Jahren schätzen viele Mädchen ihre Fähigkeiten in Mathematik schlechter ein als Jungen. Das gilt selbst dann, wenn die Kinder beider Geschlechter dieselben Noten haben.
Die Unterschiede in der Selbstwahrnehmung bleiben stabil und bestehen bis zur zwölften Klasse fort, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin zeigt. Für die Erhebung sind Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) von rund 20 000 Schülern der fünften, neunten und zwölften Jahrgangsstufe ausgewertet worden. Sie wurden gefragt, wie sie ihre Fähigkeiten in Mathe und Deutsch einschätzen und welche Noten sie in diesen Fächern haben.
Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen Mathe und Deutsch: In Deutsch schätzen Mädchen ihre Fähigkeiten etwas höher ein als Jungen, wobei die Werte nicht so stark auseinander liegen wie im Fach Mathe.
Zum Teil lässt sich die unterschiedliche Selbstwahrnehmung durch tatsächliche Leistungsunterschiede erklären: Mädchen schneiden in der Grundschule in sprachlichen Fächern deutlich besser ab als Jungen. In Mathe erzielen die Schüler etwas bessere Noten als die Schülerinnen. Der Vergleich mit den Schulnoten zeigt allerdings auch: Selbst bei gleicher Benotung schätzen sich Jungen stärker ein als Mädchen.
Ein Blick in die Daten zeigt, dass Mädchen auch in der zwölften Klasse stärker an ihren Mathefähigkeiten zweifeln als Jungs. Die unterschiedliche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, die sich schon in der fünften Klasse zeigt, scheint sich später zu verfestigen.
Die Ergebnisse der Studie können eine mögliche Erklärung dafür sein, warum Frauen in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) in Deutschland stark unterrepräsentiert sind. Denn die negativere Selbsteinschätzung kann bei Mädchen zu der Schlussfolgerung führen, dass sie für naturwissenschaftliche Fächer nicht gut genug sind.