Offen sprechen Psychologin: Kindern nach Herner Mordfall die Angst nehmen
Herne/Köln (dpa) - Nach dem Mord an dem neunjährigen Jaden in Herne ist die Verunsicherung bei vielen Familien groß. Kinder bekommen mit, was passiert ist. Die Kölner Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf erklärt im Interview, wie Eltern mit den Fragen ihrer Kinder umgehen können.
Was geht in den Köpfen von Kindern vor, wenn sie hören, dass ein anderes Kind getötet wurde?
Elisabeth Raffauf: Kinder gehen da sehr unterschiedlich mit um. Das ist ganz von der Persönlichkeit abhängig. Vielen geht das natürlich sehr nahe, weil sie wissen: Das ist ein Kind wie ich und das lebt nicht mehr.
Wie geht man mit der Angst der Kinder um?
Elisabeth Raffauf: Wichtig ist vor allem, die Angst ernst zu nehmen und mit den Kindern darüber zu sprechen. Man sollte zugeben, dass das auch die Erwachsenen gruselt. Das zeigt den Kindern: Es ist richtig, dass sie Angst haben, und sie sind damit nicht alleine. Gleichzeitig sollte man aber auch Realität einbringen und sagen: Das passiert sehr, sehr selten, und es wird eben so viel darüber berichtet, weil es besonders schlimm ist.
Wie kann die Angst der Kinder reduziert werden?
Elisabeth Raffauf: Eine Möglichkeit ist, den Schulweg zu analysieren. Wo sind da Inseln, bei denen die Kinder sich Hilfe holen können, wenn ihnen etwas komisch vorkommt? Etwa beim Busfahrer oder beim Bäcker. Man kann auch gemeinsam organisieren, dass das Kind nicht alleine zur Schule gehen muss, so lange es Angst hat. Stattdessen kann es mit Freunden gehen oder man begleitet es selbst. Die Angst wird also am besten auf mehrere Schultern verteilt.
Sollte man die Kinder von den Nachrichten abschirmen, um sie zu schützen?
Elisabeth Raffauf: Die Tagesschau muss jetzt nicht unbedingt geschaut werden. Stattdessen kann man sich Nachrichtensendungen speziell für Kinder ansehen. Die sind extra dafür da, dass Kinder das Geschehene besser verstehen und einordnen können.
Wie erklärt man den Kindern, dass wahrscheinlich ein Jugendlicher ein Kind getötet hat?
Elisabeth Raffauf: Indem man sagt, dass das ein Mensch ist, der wohl mit wenig Liebe aufgewachsen ist und dass er seelisch krank ist. Darüber sollte man aber nur mit den Kindern reden, wenn es bei ihnen auch ein Thema ist. Außerdem sollte man sie nicht mit Details überschütten, aber ehrlich sein. Kinder merken sofort, wenn ihre Eltern lügen.
Wie kann man die Angst eindämmen, dass der mutmaßliche Täter immer noch verschwunden ist?
Elisabeth Raffauf: Die Polizei ist mit etlichen Kräften unterwegs und versucht ihn zu finden. Das sollte man auch den Kindern sagen.