Schule: Das Leid mit den Hausaufgaben
Für Renate Hendricks, ehemalige Vorsitzende des Bundeselternrates, ist schulische Nacharbeit „Hausfriedensbruch“.
<strong>Köln. "Eltern dürfen die Kohle zum Grillfest besorgen, das Klassenzimmer streichen und das Schulfest besuchen. Ansonsten sollen sie sich nicht einmischen, daheim aber jenen Unterrichtsstoff vermitteln, den der Lehrer dem Kind nicht erklären konnte." Renate Hendricks weiß, wovon sie spricht. Die ehemalige Vorsitzende des Bundeselternrates ist Mutter von fünf Kindern, die sie durch das dreigliedrige deutsche Schulsystem begleitete und dabei die Erfahrung machte: "Das Verhältnis zwischen Elternhaus und Schule ist schwierig."
Wer zu Hause Unterstützung bekommt, hat die besten Chancen
Grundübel ist nach Ansicht der Sozialpädagogin die frühe Selektion. "Nach der Grundschule sind Eltern stets in Sorge, ihr Kind könnte abgeschult werden", sagt Hendricks bei der Präsentation ihres Buches "Schicksal Schule" auf der Bildungsmesse "didacta" in Köln. Deshalb hätten Kinder, die zu Hause Unterstützung bekämen, die besten Chancen in der Schule.
Eine Lehrerschelte liegt Renate Hendricks trotzdem fern. "Die Lehrer sind dem System ausgeliefert. Sie sollen immer mehr leisten, werden von außen aber nicht unterstützt." In Deutschland fehle eine Lernkultur.
Eltern Aktive Hilfe der Eltern sollte bei den Hausaufgaben die Ausnahme bleiben. "Wiederholte unaufgeforderte Hilfe ist schädlich", sagt Ulrich Trautwein vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Denn dann denke das Kind, dass es besonders schlecht sei.
Gute Hausaufgaben Effektive Hausaufgaben sollten je nach Fähigkeitsniveau individualisiert werden. Nur dann regen sie Schüler zum selbstregulierten Arbeiten an und haben auch pädagogischen Nutzen.
Ganztag Die Ganztagsschule ändert die Hausaufgabenkultur. Eine US-Studie kommt aber zu dem Schluss, dass in der Schule erledigte Aufgaben sich weniger positiv auf Motivation und Leistung auswirken.