20 statt 200 So gelingt Heiraten im kleinen Kreis

Hamburg/München (dpa/tmn) - Zu wenig Geld, keine Lust auf großes Partyvolk oder ein zerstrittener Familienkreis: Es gibt verschiedene Gründe, warum Paare im kleinen Kreis heiraten wollen. Damit die Hochzeitsfeier aber wirklich entspannt wird, gibt es ein paar Klippen zu umschiffen.

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Ein Überblick:

Wie sag ich's meinen nicht eingeladenen Gästen?

Liebevoll, aber bestimmt sollte das Paar erklären, dass es im kleinen Kreis heiraten möchte: „Man sollte nicht mit Angst oder mit der Frage an die anderen herantreten: „Findet ihr das ok?““, rät Psychologe Stephan Lermer. Stattdessen sollte man den Freunden und der Familie selbstbewusst erklären, dass man gemeinsam beschlossen hat, den Hochzeitstag eben in dieser Form zu gestalten.

Dabei ist es wichtig, diese Information so zu formulieren, dass der Nicht-Eingeladene sich nicht abgewertet fühlt: „Derjenige, der das liest oder hört, sollte keinesfalls das Gefühl bekommen, er wäre als einziger ausgeschlossen oder nicht eingeladen.“

Wie reduziert man die Gästeliste?

Auf jeder Feier gibt es „Pflichtpersonen“: Menschen, die eine Ausladung als persönliche Kränkung empfänden. Besonders ältere Menschen, etwa die Großeltern, seien oft nicht in der Lage zu relativieren, ist Lermers Erfahrung. Um manche Familienmitglieder wird das Paar also nicht drumherum kommen.

Was den Freundeskreis betrifft, können Paare anders vorgehen. Lermer schlägt dafür ein etwas ungewöhnliches Gedankenspiel vor. „Man kann sich fragen: „Wer würde einen auch im Krankenhaus besuchen?“ Das ist der engste Kreis!“ Auch wenn es makaber klingt, kann das eine gute Orientierungshilfe sein.

Was spricht für eine kleine Feier?

Häufig spielen vor allem finanzielle Gründe eine Rolle, wenn Paare sich für eine kleine Feier entscheiden: „Es liegt meistens nicht am zu kleinen Freundeskreis oder an der mangelnden Beliebtheit“, erklärt Giuseppe Cascio von den Hochzeits-Managern.

Melanie Goldberg von der Hochzeitsagentur „marry me“ ergänzt, dass finanzielle Gründe jedoch nicht immer ausschlaggebend sind: „Einige wollen nicht die entfernten Verwandten einladen, zu denen sie vielleicht gar keinen Bezug haben.“ Wer nur mit den wichtigsten Menschen feiern will, kommt manchmal nur auf 20 oder 30.

Einige Paare, für die Goldberg Hochzeiten plant, würden sogar nur zu zweit oder mit einem Trauzeugen gemeinsam heiraten. Manche kombinieren das mit einer Reise ins Ausland: „Der Großteil dieser Paare kommt verheiratet zurück nach Hause oder schickt aus dem Urlaub die Karte. Für viele ist es auch die zweite Hochzeit, insofern hatten sie schon einmal in ihrem Leben die große Feier.“

Wie wird eine kleine Feier harmonisch?

Wenn sich etwa die Eltern der Braut zerstritten haben, kann dies auf einer kleinen Feier teilweise nur schwierig kompensiert werden. Lermer erklärt: „Bei einer kleinen Feier ist es natürlich schwieriger, sich aus dem Weg zu gehen. Wenn es nur 3 Leute gibt und einer spinnt, dann vergiftet das alles. Bei 100 Leuten geht das unter.“

Es sei jedoch auch eine Chance, um zerstrittene Familienmitglieder wieder miteinander ins Gespräch zu bringen: „Menschen brauchen oft rituelle Anlässe, um Konflikte aufzulösen.“ Das Paar kann dann etwa erklären, dass sie sich anstelle eines Geschenks eine harmonische Feier wünschen.

Sind kleine Feiern ein neuer Trend?

Cascio erklärt, dass inzwischen etwa jeder dritte von ihm organisierte Hochzeit im kleinen Kreis stattfindet. Was die Organisation betrifft, fällt sie mit weniger Gästen nicht unbedingt kleiner aus: „Der Aufwand ist derselbe. Man benötigt trotzdem eine Location, Catering, einen DJ, Licht, eine Stylistin, Dekoration, Blumen und einen Fotografen.“

Auch bei Goldberg häufen sich die Anfragen nach kleinen Hochzeitsfeiern: „Wir organisieren seit 14 Jahren Hochzeiten, und am Anfang gab es vereinzelt kleinere Hochzeitsgesellschaften, aber jetzt sind es gut 15 Prozent. Es wird inzwischen einfach kleiner geheiratet.“