Mit Ruhe und Ritualen So schlafen Babys besser ein
Köln (dpa/tmn) - Tagsüber schläft das Baby friedlich - und abends quengelt es und will einfach nicht zur Ruhe kommen. Dann helfen vor allem Rituale, die Sicherheit und Ruhe vermitteln.
„Äußere Reize, insbesondere durch Medien, sind absolut zu vermeiden“, sagt Alfred Wiater, Chefarzt der Kinderklinik Porz am Rhein. „Dadurch werden die Kinder abgelenkt - wenn auch nur unterbewusst.“
Bei vielen funktioniert auch das einfache Herumtragen - aber da heißt es ebenfalls: keine Ablenkung fürs Kind schaffen. „Das Gesicht des Babys sollte immer zur Trageperson zeigen, um visuelle Reize abzuschirmen“, erklärt Hebamme Susanne Steppat. Auch Stress kurz vor dem Schlafengehen - etwa Streit, Aufregung oder Anstrengungen sollten Eltern möglichst vermeiden.
Babys sind schon sehr früh in der Lage, Umweltreize wahrzunehmen. Bereits im Mutterbauch sei es daher sinnvoll, die Kinder an die eigene Stimme zu gewöhnen, sagt Steppat: „Das stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind schon frühzeitig.“ Auch sanftes Wiegen ist sinnvoll — das ahmt die Bewegungen im Mutterbauch nach und beruhigt das Kind.
„In den ersten Monaten haben die Kinder noch keinen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus. Daher sind sie anfangs meist zu der Zeit aktiv, zu der sie geboren wurden“, sagt Steppat. Wichtig sei, das Kind an stabile Rhythmen, insbesondere an den Tag-Nacht-Rhythmus, zu gewöhnen. „Dazu sollten Eltern bedenken, die Aktivitäten der Kinder tagsüber so zu planen, dass sie abends müde sind“, sagt Wiater.
Wichtig ist, das Zubettgehen zu einem möglichst gleichmäßigen Ritual zu machen - das gilt auch für die Menschen, die das Kind hinlegen. „Die Bezugspersonen sollten sich für das Zubettbringen auf möglichst wenige Personen beschränken“, sagt Psychologe und Familientherapeut Michael Schieche. Und die Eltern sollten sich genug Zeit nehmen. „Ist man als Elternteil selbst gestresst oder hektisch, überträgt sich das auch auf den Säugling“, sagt er.
„Klappt das nicht, sollte man jemanden um Hilfe fragen und nicht zwanghaft versuchen sich zu entspannen — damit ist keinem geholfen“, sagt auch Steppat. Am besten hilft dann jemand, den das Baby gut kennt - etwa die Großeltern oder enge Freunde. Um das Kind zu entspannen, sollte außerdem alles, bei dem es irgendwie mit eingebunden wird, vorher erledigt sein. „Dazu gehört zum Beispiel das Wickeln des Kindes“, sagt die Hebamme.
Besser ist, etwas zu machen, wobei das Kind eine passive Rolle einnehmen kann. „Dafür bietet sich besonders Vorlesen oder Vorsingen an“, sagt Wiater. Eltern sollten außerdem eine feste Zeitspanne für das Zubettbringen einplanen. „Setzt man zum Beispiel immer ein festes Zeitfenster von zehn Minuten an, kann das Kind diesen Ablauf verinnerlichen“, sagt Michael Schieche. Monotone Abläufe spielten dabei eine wichtige Rolle. „Dauern die Rituale zu lange, wirkt sich das eher negativ aus, da sie dann zum Spielen animieren“, sagt Schieche.
Auch ein Mitternachtssnack macht Säuglinge eher munter als müde. Kinderarzt Wiater rät davon ab: „Das Abendessen sollte mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen erledigt werden.“ Und gesunde Kinder müssen nachts nicht unbedingt etwas trinken. „Dabei muss das Kind selbst aktiv werden — das stört den Schlafrhythmus“, erklärt Wiater. Ruhig und zufrieden sind manche Säuglinge dagegen nach dem Stillen: Dabei würden sie oft besonders schnell müde, sagt Susanne Steppat. Das liegt an beruhigenden Stoffen in der Muttermilch.
Insgesamt brauchen die Babys vor allem eins: Sicherheit. Diese wird einerseits durch Rituale vermittelt, andererseits aber auch durch klare Absprachen zwischen den Eltern. Etwa wenn es darum geht, ob das Kind im Elternbett oder im Kinderzimmer schlafen soll. „Das Kind sollte mit zunehmendem Alter merken, dass die Eltern ihm zutrauen, alleine zu schlafen — nur so kann Selbstständigkeit für das Einschlafen erreicht werden“, sagt Schieche. Diese Abnabelung von den Eltern sei auch für ein gutes Familienklima wichtig. „Das Kind darf für die Eltern nicht ein eigenes Nähebedürfnis befriedigen, indem es mit im Bett schläft“, sagt Schieche. „Das kann in späteren Jahren zu Unselbstständigkeit führen.“