Aktivierend pflegen So schonen Angehörige ihren Rücken

Berlin (dpa/tmn) - Fast drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden in Deutschland zu Hause versorgt, fast die Hälfte von einem Angehörigen. Die wenigsten haben aber Erfahrung damit, einen Menschen rund um die Uhr zu betreuen, ihn zu waschen, zu betten, ihm beim Essen zu helfen.

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„Etwa 14 Prozent übernehmen all das auch noch ganz allein“, sagt Daniela Sulmann vom Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Es sei deshalb wenig verwunderlich, dass Pflegende deutlich häufiger krank werden als andere. Vor allem der Rücken leidet.

Um dem vorzubeugen, sollten Pflegende vor allem einen Satz möglichst selten sagen: „Ich mach das schon allein.“ Stattdessen suchen sie sich besser Hilfe - von anderen Familienangehörigen, Nachbarn, Ehrenamtlichen oder einem Pflegedienst.

Ebenfalls wichtig: so zu pflegen, dass der eigene Rücken nicht leidet. „Pflegende Angehörige können das in einem Kurs lernen“, sagt Sulmann. Die Pflegekassen bieten solche Trainings an. Alternativ bezahlen sie jemanden, der nach Hause kommt und dort rückenschonende Pflege schult.

„Die wichtigste Grundregel dabei ist, aktivierend zu pflegen.“ Das heißt, man nimmt dem Pflegebedürftigen nicht einfach alles ab, sondern nutzt die vorhandenen Fähigkeiten. „Statt denjenigen hochzuziehen, bittet man ihn aufzustehen und unterstützt die Bewegung dann nur“, erklärt Sulmann. Zu erklären, was als Nächstes passiert, sei grundsätzlich wichtig. „Ist der Pflegebedürftige überrascht, wenn es zum Beispiel zur Seite geht, hält er vielleicht dagegen.“

Und noch einen praktischen Tipp gibt die Expertin: Fällt der Pflegebedürftige, sollte der Pflegende ein Stück mit in diese Bewegung gehen. Statt ihn komplett aufzufangen, fängt man den Sturz besser ab - auch wenn man am Ende selbst auf dem Boden sitzt.

Zusätzlich rät Sulmann, Hilfsmittel zu nutzen. Für Pflegebetten, die sich auf eine rückenfreundliche Höhe herauffahren lassen, gibt es ebenso Zuschüsse wie für Treppen- und Badewannenlifte.